Der Marathon übt zweifelsohne für die meisten Menschen, so auch auf mich, eine gewisse Faszination aus. „Einmal im Leben den Marathon laufen!“ ist ein Ziel vieler Hobbysportler und auch für mich waren die 42,195 km viele Jahre eine magische Zahl, die mir unglaublich lang erschien. Ich selbst hatte ursprünglich den Wunsch, vor meinem 30. Geburtstag erfolgreich einen Marathon zu bestreiten. Dieses Ziel hatte ich knapp verfehlt, was insbesondere auch darauf zurückzuführen ist, dass ich nie der geborene Läufer war.
Genau genommen war ich ein unsportliches dickes Kind, dessen weiteste Strecken lange Zeit die 1000 Meter im Schulsport waren, die irgendwie im Rahmen der jährlichen Leistungsüberprüfung überstanden wurden. Während andere Kinder im Verein Sport trieben, spielte ich Klavier und brauchte noch eine Weile, bis ich als Jugendlicher mit Ende 15 zum Ringen kam und dort erstmals Strecken lief, die immer noch knapp unter 5 km betrugen. Klingt immer noch nicht nach dem Beginn eines 80-Marathonblogs und sollte sich so schnell auch nicht ändern.
Bis zu meinem 27. Lebensjahr war ich vermutlich kein einziges Mal Strecken im zweistelligen Kilometerbereich gelaufen. Ich war inzwischen durchaus trainiert, allerdings eher im Kraftsportbereich beheimatet und nahm bis dahin an verschiedenen Wettkämpfen im Kraftdreikampf (zum Teil recht) erfolgreich teil. Aber Laufen? Maximal 5000 Meter.
Der erste Halbmarathon
Dies änderte sich im Jahr 2009, als ich einen turning point in meinem Sportlerleben hatte: Ich begann das Studium bei der Polizei, um meinen Kindheitstraum doch noch real werden zu lassen. Kurze Zeit nach Beginn des Studiums äußerte sich eine Sportlehrerin fast abfällig über mich, dass Pumper wie ich ja nicht laufen könnten. Damit mag sie zu dem Zeitpunkt durchaus nicht unrecht gehabt haben. Allerdings fällte sie dieses Urteil, ohne mich auch nur einmal im Leben laufen gesehen zu haben. Mein Ehrgeiz war geweckt und ich begann im schönen Hann. Münden mit seinen zum Teil steilen Trampelfaden mit dem Lauftraining.
Der Fokus lag zunächst auf den 5000 Metern, die im Rahmen polizeilicher Sportprüfungen relevant waren, wobei ich im Rahmen dieser Trainingsläufe erstmals auch 12 km und mehr am Stück lief. Immer noch weit entfernt von einem Marathon und für mich dennoch damals unglaublich lange Strecken, zumal ich mich weiterhin in erster Linie im Kraftsportbereich zu Hause fühlte.
Im Jahr 2010 war es dann soweit, dass ich erstmals einen Halbmarathon lief. Spontan, ohne Vorbereitung, meldete ich mich gemeinsam mit einem Studienkollegen beim örtlichen Lauf an und während ich zuvor nie länger als 16 km am Stück gelaufen war, absolvierte ich die 21,0975 Kilometer erstmals in 1 h 52 min. Dies kann man vielleicht als ersten Schritt dieser bevorstehenden Reise verstehen, denn nun hatte ich tatsächlich den Gefallen an längeren Läufen gefunden.

Ich begann regelmäßiger zu Laufen und setzte 2012 über eine gewisse Zeit hinweg einmal die Woche Nüchternläufe über 20 km um. Das mündete in den ersten Monaten regelmäßig in völliger Zerstörung, da der Fettstoffwechsel und die Mitochondrienanzahl offensichtlich nicht annährend das heutige Level hatten. Regelmäßig musste mich meine damalige Freundin und heutige Frau den ein oder anderen Kilometer vor der Haustür mit dem Auto abholen, da das Männchen mit dem Hammer da war und ich schlichtweg nicht in der Lage war, noch einen Schritt vor den anderen zu setzen. Allgemein war ich anfangs an solchen Tagen oftmals für den weiteren Tag nicht mehr zu gebrauchen, aber das wäre vielleicht nochmal das Thema eines anderen Eintrages.
Der erste Marathon
Zwischenzeitlich verlor ich das Laufen längerer Strecken wieder ein wenig auf den Augen. Meine schon damals genutzte Lauf-App verrät mir, dass ich im Jahr 2013 kaum Läufe, die länger als 10 km waren, absolviert hatte. Dennoch fiel in diesem Jahr der feste Entschluss für meinen ersten Marathon. Hannover 2014 wurde ins Auge gefasst, was ich vielleicht ebenfalls nochmal an anderer Stelle ausführlicher beschreiben kann. Denn was in all den Jahren konstant blieb, war die Verbundenheit und die intensive Ausübung von Krafttraining.
Laufen spielte immer die zweite Geige, so dass ich nach Abschluss des Marathons 2014 (3 h 56 min) ausgebrannt war und die Laufschuhe erneut an den Nagel hing. Die ersten 1,5 Monate lief ich zunächst gar nicht mehr und bis auf einen 16-km-Lauf Ende November 2014 auch nie über 10 km in diesem Jahr am Stück.

Die Liebe zum Laufen brannte also keineswegs heiß, so dass auch erst 2016 der zweite Marathon folgte, der erneut in knapp unter 4 Stunden bewältigt wurde, wobei das Vorbereitungspensum 2016 deutlich geringer war. Ich wollte schauen, wie minimalistisch das Vorgehen möglich wäre. Die Gedanken dazu würde ich auch gerne noch einmal in einem späteren Beitrag sammeln.
Nachdem ich 2017 die geplante Marathonteilnahme zwei Wochen vor dem Start aufgrund einer Erkrankung für mich absagen musste, folgte 2018 schließlich der dritte Marathon in Hannover, der für mich gleichzeitig der Beginn eines neuen Weges darstellen sollte. Ich betonte mehrfach, dass Krafttraining all die Zeit weiterhin für mich von Bedeutung war. Den letzten Wettkampf hatte ich allerdings 2010 bestritten. Ein Jahr später war ich noch einmal auf der Bodybuildingbühne und gewann meine Klasse, aber von den beiden Marathons abgesehen, waren dies sieben Jahre Wettkampfpause, die ihr Ende finden sollten.
Die Rückkehr in den Wettkampfsport
Unter dem Motto #dontcallitacomeback begann ich im Oktober 2017 meine Vorbereitung für den Marathon, den ich jedoch gezielt mit Krafttraining und einer Diät kombinierte. Nachdem die ersten 12 Wochen fast schon zu einfach verliefen, traf ich für mich den Entschluss, neben dem Marathon auch weitere Wettkämpfe in Angriff zu nehmen und startete innerhalb von 4 Wochen beim Hannover Marathon, bei der Landesmeisterschaft im Kraftdreikampf des BVDKs und bei der Norddeutschen Meisterschaft im Bodybuilding der NAC.

Die Frühjahrssaison lief optimal, wobei mein persönliches Highlight der Hannover Marathon war, den ich in unerwartet guten 3 h 31 min lief. Anfangs empfand ich die wenigen Sekunden, die mich von den 3 h 30 min trennten, als Niederlage, aber diese Einstellung legte sich schnell. Für einen ambitionierten Hobbyläufer, der wenige Wochen später 170 Kilogramm beugte, 210 Kilogramm hob und beim Bodybuilding eine gute Figur auf der Bühne machte, bin ich immer noch stolz auf die Zielzeit. – Gut 1,5 Jahre später verschärfte ich die Bedingungen sogar, indem ich einen Tag nach der Teilnahme an einem Bodybuildingwettkampf den Marathon lief.
Der Beginn der Reise in 80 Marathons um die Welt
Gleichzeitig war der Hannover Marathon 2018 der endgültige Startschuss dieses Projekts. Ein Gedanke wurde – ähnlich wie im Film Inception – in meinen Kopf gepflanzt, der zunächst ein wenig keimen musste, bevor er schließlich tatsächlich das Licht der Welt erblickte. Wer schon einmal einen Marathon gelaufen ist, wird das bunte Treiben in der Startzone kennen. Neben sehr ambitionierten Läufern mit bestem Equipment, gibt es auch immer wieder Läufer mit sehr persönlichen Shirts, auf denen Erfolge, Geschichte oder Anekdoten abgedruckt sind. So auch dieses Mal.
Vor mir Stand ein älterer Mann, sagen wir Udo, der auf seinem Shirt sinngemäß das Motto „Udo on Tour“ abdrucken ließ. Darunter wurden verschiedene Marathons aufgeführt, die Udo in den letzten Jahren absolviert hatte. Barcelona, Berlin und weitere sowie „jedes Jahr Hannover“, wie ebenfalls aufgedruckt war. Das empfand ich als inspirierend!
Ich meldete mich zunächst umgehend für den Hannover Marathon 2019 an, doch Udos Beispiel blieb mir im Kopf hängen. Ich stellte bereits bei meinen bisherigen Marathons fest, dass man die Stadt auf eine ganz andere Art und Weise sieht und erlebt. Gleichzeitig war ich nie der Mensch, der lange an einem bestimmten Ort bleiben kann oder will. Ich mag nicht der geborene Läufer sein, aber innerhalb von gut 4 Stunden so viele Eindrücke wie möglich von einer Stadt oder einem Gebiet zu bekommen, liegt mir in gewisser Weise schon eher in den Genen.
Relativ schnell kam damit der Entschluss auf, erstmals einen Marathon auch außerhalb der bekannten Ortsgrenzen zu laufen und wenn es eine Veranstaltung gibt, die auch auf einen Lauf-Laien wie mich Faszination ausübt, dann ist es New York, bzw. der New York Marathon. Ich meldete mich hierfür an und merkte, wie mich der Gedanke an Udos Beispiel dennoch immer weiter nicht losließ.
Ich war schon immer ein Mensch, der sich gerne Ziele setzt. Und während ich akademisch mit dem erfolgreichen Abschluss meiner Promotion im Frühjahr 2018 für mich alles erreicht hatte, gibt es sportlich noch viele Herausforderungen, denen ich mich gerne stellen würde. Allgemein ist das Setzen von Zielen meiner Meinung nach ein entscheidender Punkt für das motivierte und strukturierte Vorgehen – im Sport wie auch in anderen Lebensbereichen.
So entwickelte sich schnell der Gedanke, warum es nur bei New York bleiben sollte? Warum nicht auch andere Ecken der Erde auf diese Art und Weise kennenlernen? Und überhaupt, warum erst im November. Das war noch so lange hin und ich war ambitioniert mich bereits früher wieder dem Marathon zu stellen.
Dies war der endgültige Beginn dieser Reise. In 80 Marathons um die Welt: Das ist zum einen natürlich eine Anlehnung als literarische Vorbild und zum anderen ein Projekt, vor dem ich Respekt habe, da ich auch weiterhin dem Kraftsport treu blieb und bleiben werde. Wie der Samen, der keimen musste, um sich zur Pflanze zu entwickeln, musste ich einzelne Etappen meines sportlichen Lebens bestehen, um am heutigen Punkt anzukommen. Ich bin weiterhin kein Läufer. Ich bin aber auch nicht länger Kraftsportler. Ich bin Hybridathlet.
Das bedeutet, ich will und werde auf meiner Reise auch weiterhin Wettkämpfe in anderen Bereichen erfolgreich absolvieren. Für November ist beispielsweise noch einmal ein Start beim Kniebeugen und Kreuzheben geplant. Dies wäre dann im Anschluss an aktuell drei geplante Marathons, die im Jahr 2018 noch folgen sollen.
Ich habe großen Respekt vor der kommenden Reise, genauso wie ich mich freue, möglichst häufig Marathons außerhalb von Hannover zu absolvieren. Sicherlich werden viele in Deutschland und näherer Umgebung verortet sein, aber je nachdem wie die nächsten Monate verlaufen werden, sind für das Frühjahr 2019 bereits weitere große Ziele geplant. Schließlich ist New York für mich die erste Etappe der Big Six, wie ich zwischenzeitlich gelernt hatte. Aber auch das wäre dann das Thema eines späteren Blogeintrages.

Schöne Idee, einen Blog zum Thema zu schreiben, so bekomme ich etwas mit von dem, was Du tust, auf Insta sehe ich dies ja leider nicht mehr.
Viel Erfolg bei dem, was Du vorhast.
Gruß, Birgit Scheum