Als die Reise, in 80 Marathons um die Welt, seinen Anfang nahm, hatte ich immensen Respekt vor dem Laufen mehrerer Marathons innerhalb weniger Monate. Ich wusste nicht, wie mein Körper darauf reagieren würde, ob ich die Belastung vernünftig verarbeiten könnte und überhaupt hatte ich keine Vorstellungen, ob ich ein realistisches Vorhaben plante oder völlig größenwahnsinnig wäre. Entsprechend nahm ich mir vor, zunächst den Kassel sowie den Graz Marathon abzuwarten, bevor ich weitere Planungen ausführen würde. Ich war schon immer der Meinung, dass man erst einen Schritt nach dem anderen Gehen oder in diesem Fall auch laufen sollte, da man sonst leicht ins Stolpern geraten kann.
Nachdem die beiden genannten Herausforderungen gemeistert waren und ich ohne Probleme zwischen den Wettkämpfen ausreichend regenerierte, wusste ich, dass ich mir eine anhaltende Taktfrequenz erlauben könnte. Es ist tatsächlich kurios, wie ich schon einmal an anderer Stelle betonte: Während viele Menschen das große Ziel haben, überhaupt einmal einen Marathon zu laufen, existieren auf der anderen Seite positiv Verrückte, die bereits Marathons im dreistelligen Bereich sammelten oder im Rahmen von Ultramarathons locker 100 km und mehr am Stück laufen. Da erscheinen 80 Marathons um die Welt fast schon wie eine lächerliche Herausforderung.
Auf der anderen Seite wächst man bekanntlich mit genau solchen Herausforderungen und damit diese einem rückblickend als gar nicht so schwer erscheinen, müssen zumindest mentale Grenzen überwunden werden. Das liegt vermutlich sowieso in der Natur eines Marathons: Körperlich würden die meisten halbwegs trainierten Menschen es schaffen. Die wahre Herausforderung liegt vor allem beim ersten Mal im mentalen Bereich.
Was sollte nach New York kommen?
Aber diesen Punkt habe ich mit inzwischen sechs beendeten Marathons überschritten, so dass ich mich neuen Herausforderungen stellen konnte. Doch wohin als nächstes? Während ich zu Beginn dieses Projekts die Dinge noch auf mich zukommen ließ und Kassel wie Graz relativ spontan buchte, musste ich lernen, dass sich nicht nur der New York Marathon einer gewissen Beliebtheit erfreut:
Von der Idee der Big Six fasziniert, plante ich blauäugig zunächst den Start beim Tokyo Marathon im Februar. Wie ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ist das neuste Mitglied der World Marathon Majors vielleicht sogar das exklusivste. Die Asiaten und insbesondere die Japaner sind geradezu marathonverrückt und vergeben nur einen extrem begrenzten Pool an Startnummern ins Ausland. Deutsche Reiseveranstalter erhalten für unzählige Anfragen anscheinend nur sehr, sehr wenig Plätze, wobei alle Anbieter sich hier als sehr intransparent erweisen. E-mails werden zum Teil ignoriert und auch im persönlichen Gespräch mit „meinem“ New York Veranstalter wollte man partout keine Zahlen nennen.
Aus Tokyo wurde also nichts, genauso wie mit dem eigentlich für Dezember 2018 geplanten Valencia Marathon. Hier hatte ich schlichtweg zulange gezögert und die maximale Teilnehmerzahl war in der Woche nach dem Graz Marathon erreicht, so dass die Anmeldungen geschlossen waren. Was also nun?

Getreu dem Motto „Pisa? Madrid? Hauptsache Italien!“ erfuhr ich per Internetsuche schnell von dem Marathon in der Stadt des wohl berühmtesten Turmes und meldete mich für diesen an. Für den Januar dagegen hatte ich mich bereits nach dem Kassel Marathon für Dubai entschieden und die Anmeldung durchgeführt. Einzig der Februar war nun in der Schwebe. Ich hatte mir für Tokyo bereits extra Urlaub eingeplant, was sollte ich also machen?

Nach einigem hin und her entschloss ich mich für den Start in Neu Delhi. Die Stadt soll angeblich ernsthafte Smog-Probleme haben, was mich zunächst abschreckte. Auf der anderen Seite gelten heutzutage ganz andere Grenzwerte und die Luft im Ruhrgebiet soll vor einigen Jahren auch nicht gerade frisch gewesen sein.

Die Planung für die nächsten drei Etappen sind damit festgeschnürt. Pisa, Dubai und Neu Delhi: Das liest sich keinesfalls nach einer zweiten Wahl und fühlt sich auch in keiner Weise danach an. Ich bin gespannt auf die kommenden Herausforderungen und die Eindrücke, die auf mich erwarten. Die Reise in 80 Marathons um die Welt nimmt gerade erst ihren Anfang.
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