Das Jahr 2021 liegt hinter und es ist damit Zeit einen Blick zurückzuwerfen. Nachdem 2020 von vielen persönlichen Höhen und Tiefen geprägt war, fällt mein Resümee für 2021 deutlich positiver aus. War der Wettkampfkalender in der ersten Jahreshälfte noch von coronabedingten Absagen geprägt, ging es in der zweiten Jahreshälfte wieder auf internationales Parkett. Ich lief meinen zweiten Ultramarathon, kotzte das erste Mal bei einem Rennen und unterbot meine bisherige Bestzeit völlig unerwartet. Genügend Themen für einen kleinen Rückblick.
Marathon durch Kolshorn
Nachdem ich zu Beginn des Jahres noch darüber senierte, was mein Antrieb beim Laufen wäre, wenn schon keine Wettkämpfe stattfinden, ergriff ich selbst die Initiative. Ich veranstaltete einen kleinen Trainingsmarathon mit allem, was so ein Wettkampf für mich ausmacht. Es gab Medaillen, Startnummern und einen Finisher-Beutel für alle Teilnehmer. Für mich war es der ersten von sieben Marathons, die ich 2021 laufen sollte, wobei insbesondere der Terminkalender eine größere Zahl an Rennen verhinderte.
Ursprünglich hatte ich geplant, den Kolshorn Marathon 2022 zu wiederholen und es diesmal auch offiziell beim Leichtathletikverband anzumelden. Wie ich allerdings feststellen musste, ist der bürokratische Aufwand für einen Lauf, bei dem keine zwei Dutzend Teilnehmer zugelassen wären, ungeheuer hoch. Ich verstehe nun, warum viele kleine Veranstaltungen auf Rundkurse zurückgreifen, die zum Teil vier-, fünfmal oder noch häufiger durchlaufen werden. Um die 42,195 km durch Kolshorn und Umgebung offiziell anzumelden, müsste ich für jeden Waldweg den Eigentümer ausfindig machen und um Erlaubnis bitten, was ich vom Aufwand her schlichtweg nicht leisten kann.

Das erste Mal bei einem Marathon gekotzt
Mitte des Jahres war es dann so weit. Der Rostock Marathon war eine der ersten offiziellen Veranstaltungen im Jahr 2021, so dass ich meine Chance selbstverständlich wahrnahm. Anders als in den regulären Jahren sollte der am späten Nachmittag startende Marathon jedoch nicht durch die Hansestadt führen, sondern über eine 7-Kilometer lange Strecke sechs Mal durch einen Park. Keine Schiffe, keine Ostsee, kein Rostock-Feeling.
Doch nicht etwa die Enttäuschung ist der Grund, dass mir der Rostock Marathon immer im Gedächtnis bleiben wird, sondern die Tatsache, dass ich nach 17 Kilometern das erste Mal bei einem Rennen kotzen musste. Mit flauem Magen beendete ich das Rennen erfolgreich, doch die zwischenzeitlich angepeilte 3-30 sollte es an diesem Tag nicht werden. Rückblickend ging es ab diesem Punkt aber nur noch bergauf.
Ein neuer Lieblingsmarathon
Inzwischen haben sich 32 Marathons auf meinem Konto angesammelt. Ein besonderes Highlight auf dem Weg dorthin war die Nummer 29: der Rennsteiglauf. Nachdem ich in Schwerin meinen zweiten Ultramarathon gelaufen war und auch Münster mit einer schönen Strecke (sowie toller Stimmung) zu begeistern wusste, sollte der Rennsteiglauf sich als echtes Highlight entpuppen. Bis dahin war der San Francisco Marathon mein klarer Favorit, wenn man mich nach so etwas gefragt hätte. Doch der Marathon durch den Thüringer Wald machte der Westküstenstadt echte Konkurrenz.
Während in Punkto Höhenmeter der Lauf in der Mitte Deutschlands klar die Nase vorn hatte, gestaltet sich der Vergleich der Marathonstrecken etwas schwerer. San Francisco bestach durch zwei gänzlich unterschiedliche Marathonhälften, die zunächst die Golden Gate Bridge mit schöner Natur verbanden, um schließlich durch die Hippiestadt in Kalifornien zu führen. Der Rennsteiglauf verlief dagegen fast ausschließlich durch die Natur, was wiederum eine Vorliebe von meiner Seite ist. Letztendlich habe ich mich für eine diplomatische Lösung entschieden und den Rennsteiglauf zu meinem nationalen Lieblingsmarathon erklärt, während San Francisco die internationale Liste anführt.
Zurück auf internationalem Parkett
Ganz so selbstverständlich ist dieser Platz für den USA-Marathon nicht. Während der Amsterdam Marathon eine Rückkehr auf das internationale Parkett war, der mit einer sub-3-30 endete, erwies sich der darauf folgende Barcelona Marathon als echtes Highlight. Tausende Teilnehmer, die quer durch die katalanische Stadt liefen, machten das Rennen zusammen mit den Einwohnern Barcelonas zu einem echten Erlebnis.
Wäre das nicht bereits Grund genug, dass mir Barcelona positiv im Gedächtnis bleiben würde, lief ich in Spanien unerwartet eine neue Bestzeit. Ich unterbot meine bisherige Bestmarke um mehr als 4 Minuten, ohne dass ich damit gerechnet hätte. Es dürfte wenig verwundern, dass Barcelona dadurch insgesamt meine erste Empfehlung wäre, wenn man einen internationalen Marathon laufen will, der nicht zu weit entfernt ist und dessen Reisekosten sich in Grenzen halten.
Podcasts und die Zehenbox
Neben dem geschriebenen nahm auch das gesprochene Wort in 2021 einen besonderen Platz ein. Meinen eigenen Patreon-Podcast hatte ich zu Beginn des Jahres eigentlich nach über 3,5 Jahren beenden wollen, entschied mich im Frühjahr dann aber doch noch zur Weiterführung. Einen gewissen Anteil nahm daran sicher auch die Erfahrung aus anderen Podcasts, in denen ich 2021 Gast war und über mein Hybridathlet-Buch sprechen durfte.

Das schönste Gespräch hatte ich mit Mark von Marathonfitness. Ich sprach zwischenzeitlich viel zu schnell, was ein wenig dem Gesprächsfluss geschuldet war, der sich entwickelte. Mark schaffte es auch Fragen abseits des üblichen Katalogs zu stellen. Auf keinen anderen Podcast, in dem ich Gast war, erhielt ich zuvor und auch danach so viel positives Feedback. Von daher an dieser Stelle noch einmal Danke an den Mann, der bereits seit August 2014 ein Podcast-Dranbleiber ist.
Was diesen Blog betrifft, gab es einige Beiträge, mit denen ich abseits der Marathonberichte auch 2021 versuchte ein paar kostenlose Einblicke in meine Gedanken- und Erfahrungswelt zu liefern. Die meiste Aufmerksamkeit erhielt dabei der Beitrag zur Zehenbox von Laufschuhen, zu dem in 2022 einen daran anschließenden Artikel geplant ist.
Ausblick 2022
Damit geht dieser Blog bereits in sein fünftes Jahr. Rückblickend bin ich froh, auch für mich diese Reise in 80 Marathons um die Welt schriftlich zu begleiten, um nicht zu vergessen, woher ich kam. Schließlich ist es so am besten zu planen, wohin es gehen soll. Dies führt zu der Frage, ob es Pläne für 2022 gibt.
Der wohl banalste und dennoch aus sportlicher Sicht wichtigste Vorsatz lautet, gesund zu bleiben. Insbesondere die Erfahrungen vom Jahresbeginn 2020 sind mir bis heute gut im Gedächtnis geblieben und ließen mich deutlich achtsamer mit meinem Körper werden. Ich war auch vorher keinesfalls unvernünftig, aber hätte an der ein oder anderen Stelle smarter agieren können. Vor allem die tägliche Morgen-Mobility ist in 2021 ein wichtiger Teil meines Sportlerlebens geworden, den ich rückblickend gerne früher etabliert hätte.
Was die Marathons betrifft, soll es noch im Januar nach Funchal gehen. Der Marathon auf der portugiesischen Insel wird mit einem kleinen Urlaub mit der Familie verbunden, doch zumindest einen Beitrag werde ich auch für mein Zukunfts-Ich in jedem Fall verfassen. Neben weiteren internationalen Starts, die im Zuge der weiterhin anhaltenden Pandemie hoffentlich klappen werden, wartet aber insbesondere im Oktober ein Highlight auf mich.
Im zweiten Anlauf konnte ich beim Losverfahren ein Ticket für den Chicago Marathon erlangen und plane damit nach New York und Berlin meinen dritten Majors-Marathon zu laufen. Bis dahin stehen aber noch einige andere Läufe auf de Zettel und ich hoffe, die Hälfte der Reise in 80 Marathons um die Welt im nächsten Jahresrückblick hinter mir gelassen zu haben.
Hallo Frank,
ich lese deinen Blog immer wieder gern und eigentlich bin ich durch dich zum Laufen gekommen, bis zu deinem Buch dachte ich immer das das einfach nicht mit dem Krafttraining kompatibel ist.
Ich wünsche dir ein erfolgreiches Jahr 2022, vielleicht läuft man sich ja Mal beim Rennsteiglauf über den Weg.
Ich bin bisher 9 Marathons gelaufen und hatte noch keine Magenprobleme während des Rennens. Bei einem 10-Kilometer-Lauf war ich nach der Zielankunft aber hart an der K…-Grenze, konnte es aber zum Glück noch zurückhalten 🙂