Während der Sprung vom Halbmarathon zum Marathon einigen Anlauf benötigt, stellt sich das Bewältigen eines Ultramarathons als deutlich einfacher heraus, wenn man bereits einmal einen Marathon gelaufen ist. So oder so ähnlich hatte ich es in der Vergangenheit immer mal wieder aus den Mündern verschiedener Personen gehört. Letztendlich sollte dies gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein, wie ich im letzten Jahr bei meinem ersten Ultramarathon feststellte. Unterm Strich ändert dies jedoch nichts daran, dass ich weiterhin respektvoll auf einen Lauf über deutlich mehr als 42,195 km schaue. Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb soll morgen aus der passiven Zuschauerrolle zum zweiten Mal ein aktives Angehen werden. Mein zweiter Ultramarathon steht bevor.
Ultramarathon: Ein zahlenmäßig elitärer Kreis
Beim Rostock Marathon 2021 sammelte man aufgrund der Streckenführung offiziell 42,49 km an. Damit schrammte die Veranstaltung im Norden nur knapp an der Deklarierung als Ultramarathon vorbei. Diese müssen – gemäß Deutscher Ultramarathonvereinigung DUV – eine Strecke von mindestens 45 Kilometer vorweisen. Wie lang die Strecke dann letztendlich wird, ist zweitrangig. Diverse Veranstaltungen mit dreistelligen Kilometer- und Meilen-Strecken verdeutlichen, dass es nach oben keine Grenze gibt.
Obwohl inzwischen durchaus einige Tausend Menschen in Deutschland jedes Jahr einen Ultramarathon bewältigen, sind die Finisher-Zahlen in der Regel deutlich überschaubarer als bei einem klassischen Marathon-Event. Wer in die Ergebnisdatenbank des DUV schaut, findet überwiegend Veranstaltungen, bei denen weniger als 100 Personen das Ziel erreichten. Die magische Grenze von 1000 Finishern, die auch bei Rennen über die Marathondistanz keine Selbstverständlichkeit sind, überschritt dagegen kein Ultramarathon.

Corona und die Anmeldung zum zweiten Ultramarathon
Nachdem ich mich im letzten Jahr erstmals mit dem Schweriner Seen Trail auf eine Strecke von über 60 Kilometern wagte, war ein erneuter Start nicht geplant. Das Rennen bot eine tolle Strecke, war eine tolle Erfahrung, aber war mit fast acht Stunden auch ungewohnt lang. Schließlich trieben mich nur die coronabedingten Marathonabsagen im Jahr 2020 auf die Ultradistanz.
Dennoch war es erneut Corona, das für meine zweite Teilnahme am Ultramarathon in Schwerin sorgte. Wie schon im letzten Jahr musste die Veranstaltung verschoben werden. Rückblickend war der für März geplante Termin des fünften Schweriner Seentrails vielleicht etwas optimistisch. Dies mag man auch daran erkennen, dass es Anfang des Jahres praktisch keine Alternativen für einen Start über die Marathondistanz gab, was mich schließlich zur Anmeldung trieb. Die zwischenzeitliche Verschiebung führte wiederum dazu, dass ich 2021 meinen ersten eigenen Marathon veranstaltete. Nun sollte es im August aber soweit sein: der fünfte Schweriner Seentrail stand vor der Tür.
Verregnetes Schwerin
Wie es sich für einen Freitag gehört, gestaltete sich die Anreise lang. Die Handy-App führte mich quer durch die Republik über Straßen, die zum Teil erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar waren. Dafür blieb mir jegliche Art von Stau erspart. Dennoch machte ich nach gut drei Stunden kurz vor dem Ziel eine kleine Pause. Auf einem Autobahnparkplatz nahm ich die Möglichkeit wahr und meditierte für knapp 10 Minuten. Das mag die Akkus nicht wie ausgiebiger Schlaf füllen, aber erwies sich in jedem Fall als gute Entscheidung.
In Schwerin angekommen, kam das typische Gefühl auf, das mich jedes Mal packt, wenn ich in meine Geburtsstadt komme. Inzwischen wohne ich bald mehr Jahre nicht mehr in Schwerin, als ich hier aufgewachsen bin. Trotzdem ist es inzwischen noch mehr als in den letzten Jahren ein gewisses melancholisches Gefühl den Ort zurückzukehren, an dem man aufgewachsen ist. Ich fuhr bewusst einen kleinen Umweg und parkte schließlich in der Innenstadt.



Die Startnummernabholung erfolgte wie bereits im letzten Jahr schnell und unkompliziert, so dass ich die Mecklenburgstraße, in der der Stand aufgebaut war, sofort weiterlaufen konnte. Das für mich schon fast traditionelle Softeis, wenn ich nach Schwerin komme, enttäuschte mich auch dieses Mal nicht. Und auch der kurze Gang zum Pfaffenteich gehört für mich inzwischen zu meinen unregelmäßigen und meist kurzen Schwerin-Besuchen.
Weniger erfreulich war der plötzliche Regeneinbruch. Andererseits ist es mir die Reihenfolge dieses Jahr deutlich lieber. Für den fünften Schweriner Seentrail ist im Gegensatz zum letzten Jahr trockenes Wetter angesagt. Trotz des Sommermonats August werden die Temperaturen kaum über 20 Grad steigen. Alles in allem sind all dies somit gute Vorzeichen für meinen zweiten Ultramarathon.
Ausblick auf das Rennen
Die Vorfreude ist vorhanden und mein heimliches Ziel ist es, den Schwerin Seentrail in einer Zeit von weniger als sieben Stunden zu schaffen. Zweifelsfrei keine sonderlich gute Leistung, aber in jedem Fall schneller als im letzten Jahr. Ob mir dies gelingt, werde ich in weniger als 24 Stunden wissen.
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