Hybridathlet? Was bedeutet das? Diese Frage bekam ich so oder so ähnlich in der Vergangenheit immer wieder gestellt. Dies ist all zu verständlich, wenn man sich selbst so bezeichnet. Die folgende Antwort ist ein (gekürzter) Auszug aus meinem Buch Hybridathlet, das im Herbst 2020 erschien.
Der HYBRIDathlet
Der Begriff HYBRID bezieht sich außerhalb der sportlichen Leistungsfähigkeit auf die Kreuzung bzw. Vermischung von meist zwei verschiedenen Systemen. Es werden also nicht beliebig viele Schwerpunkte gelegt. Ein Hybridathlet hat zwei Trainingsschwerpunkte gewählt, die auf den ersten Blick nicht oder nur schwer miteinander kombinierbar wären. Das bedeutet, dass beispielsweise der Ringer, der Ausflüge in den MMA-Bereich macht oder der Bodybuilder, der auch schwere Gewichte stemmen will und sich daher als Powerbuilder bezeichnen würde, in meinem Verständnis keine Hybridathleten sind. Dies entspricht vermutlich auch der Herangehensweise des Mannes, von dem ich den Begriff Hybridathlet überhaupt erst übernommen habe: Alex Viada.
Dieser verfasste das E-Book Hybrid Athlete, in dem er Kraft- und Konditionstraining miteinander verband, was Alex selbst auch praktisch lebt. Er hebt schwere Gewichte, was ihm eine imposante Muskulatur einbrachte, und er besitzt eine beeindruckende Ausdauer. Um dies in Zahlen zu fassen: Innerhalb einer Woche bewältigte er 700 Pfund, also mehr als 315 Kilogramm, im Kreuzheben und lief einen 50-Meilen-Ultramarathon. Dies entspricht etwas mehr als 80 Kilometern. Ich untertreibe also nicht, wenn ich betone, dass ich nicht sonderlich sportlich talentiert bin. Menschen wie Alex besitzen fraglos ein wenig mehr Talent als ich.
Ein Kraftsportler, der Marathonläufer werden wollte…
In einem früheren Interview sprach Alex jedoch auch einen wichtigen Punkt an. Er selbst wiegt mit 230 Pfund mehr als 100 Kilogramm. Er gibt selbst zu bedenken, nicht der schnellste Ultrarunner zu sein. Würde er hingegen 100 Pfund Körpergewicht verlieren, um seine Laufzeiten zu verbessern, würde er im Krafttraining deutlich schwächer werden. Vielleicht würde er dies auch gar nicht schaffen, selbst wenn er es wollen würde. Alex wies selbst auch auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: Deine körperlichen Voraussetzungen bestimmen einen wichtigen Teil deines sportlichen Weges bzw. wie weit du in eine bestimmte Richtung gelangen kannst.
Ein Olympia-Teilnehmer auf der Marathondistanz würde niemals im Leben ein herausragender Powerlifter sein können. Selbst dann nicht, wenn diese Person ihr gesamtes sportliches Leben von vorne planen würde. Es ist nicht nur eine Frage des Ziels, was uns sportlich gelingen wird, sondern auch des Rahmens, innerhalb dessen wir gestalterisch tätig werden können. Unsere körperlichen Voraussetzungen limitieren uns alle ab einem gewissen Punkt, was keine Ausrede für mangelnde Erfolge sein sollte. Es ist aber eine Tatsache, derer man sich bewusst sein sollte.

Ich selbst hob mit 220 Kilogramm im Wettkampf bereits praktisch mein dreifaches Körpergewicht an diesem Tag. Das 2,8-fache werde ich vermutlich noch viele Jahre ohne Schwierigkeiten abrufen können. Auf der anderen Seite werde ich den Marathon aber nie im Leben unter drei Stunden bewältigen. Selbst wenn ich mich von heute an nur noch auf diese sportliche Aktivität konzentrieren würde, gäbe mein physiologischer Rahmen dies schlichtweg nicht her. Dennoch hindert dies niemanden daran, leistungsorientierte Ergebnisse zu erzielen. Bei meinen Marathons landete ich in der Vergangenheit praktisch immer unter den ersten 25 bis 35 Prozent des Gesamtfeldes. Die wenigsten Teilnehmer konnten aber vermutlich über 200 Kilogramm im Kreuzheben bewältigen oder ihr doppeltes Körpergewicht ohne Probleme beugen.
Hybridathlet: Wähle zwei aus drei Optionen
Doch kehren wir zum Begriff HYBRID zurück. Ich beschrieb bereits, dass in meinem Verständnis die Kombination von zwei Schwerpunkten im Fokus stehen sollte. Dies schließt ergänzende Aktivitäten aber nicht gänzlich aus. Zur besseren Veranschaulichung kann man sich dies wie eine Triade aus drei Optionen vorstellen: Kraft, Ausdauer und Conditioning, wie ich den dritten Punkt in der Vergangenheit bereits mehrfach bezeichnete.
Innerhalb dieser drei Optionen kann man sich entweder zwischen zwei Punkten wie auf einer Geraden entlang bewegen und den dritten Punkt gänzlich außer Acht lassen. Oder man bewegt sich noch ein wenig in den Raum des Dreiecks hinein, um auch den dritten Aspekt in gewissem Maße zu berücksichtigen. Diese Verbildlichung hilft eventuell auch beim Verständnis dafür, dass man nicht in allen Bereichen gleichermaßen Fortschritte machen kann. Oder diese gleichmäßig verteilten Fortschritte immer auf Kosten des maximalen Potenzials gehen.
Mein Buch Hybridathlet konzentriert sich in erster Linie auf die beiden Punkte Kraft und Ausdauer. Das Conditioning wird eher am Rande behandeln. Der Fokus liegt – insbesondere im Rahmen der praktischen Darstellung – in der Verbindung von Powerbuilding und Laufen. Das bedeutet, andere Ausdauerschwerpunkte wie Schwimmen, Rudern oder Radfahren würden ein wenig Anpassung erfordern. Ich schneide dies zum Teil an, aber arbeite es nicht gänzlich ab. Dies hat unter anderem auch den Grund, das mir in anderen Ausdauerbereichen tiefergehende praktische Erfahrungen fehlen. Das Buch soll jedoch aus der Praxis für die Praxis sein, ohne dabei die theoretischen Grundlagen außer Acht zu lassen.

Hybridtraining bedeutet, faul und smart zu sein.
Jeder Mensch hat eine individuelle Regenerationsfähigkeit, und diese setzt bei jedem Menschen natürliche Grenzen. Es mag sein, dass deine woanders liegen als meine oder die eines Dritten. Doch egal wo sie sich auch befinden mögen: Es gibt sie! Man kann jeden Athleten an seine Grenzen bringen und diesen „kaputtspielen“, wie ich es gerne ausdrückte. Dies hat aber nichts mit kluger Trainingsplanung zu tun. Entsprechend solltest du vorausschauend an deine Trainingseinheiten herangehen und von Beginn an versuchen, in Wochen und Monaten zu denken.
Qualität muss vor Quantität gesetzt werden.
Zielorientiertes und intensives Training muss trotz oder gerade auch aufgrund aller Motivation der Welt so kurz wie möglich und so umfangreich wie nötig sein. Es geht nicht darum, sich zu beschäftigen, sondern zu trainieren. Wenn du mehrere Welten miteinander verbinden willst, musst du dir der theoretischen und deiner tatsächlichen (Regenerations-)Grenzen bewusst sein.
Bedenke immer, dass Training, wenn es intensiv umgesetzt wird, in jeder Form eine außergewöhnliche Belastung für den Körper darstellt. Von dieser Belastung muss er sich erholen. Egal ob Kraft, Ausdauer oder Conditioning: „Work is work!“, wie Alex Viada es ausdrückte. Wer ein Hybridathlet sein will, wird seltener liften als ein Powerlifter. Die Person wird weniger laufen als ein Läufer und weniger Conditioning betreiben als ein Crossfiter. Wer Alex Buch zum Thema Hybrid Athlete bereits gelesen hat, wird feststellen, dass wir uns in diesem Zusammenhang absolut einig sind. Vermutlich wird er ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich.
Wenn auch du wissen willst, wie du Kraft- und Ausdauertraining sinnvoll miteinander kombiniert kannst, findest du in meinem Hybridathlet-Buch nicht nur alle notwendigen theoretischen Informationen, sondern auch eine konkrete Jahresplanung.
Vielleicht liest es ja jemand. Ich habe das Buch und kann es nur wärmstens empfehlen. Ich habe jetzt jahrelang nur Krafttraining gemacht und kenne Frank von Team andro. Ich komme aus dem Laufsport und wollte wieder in den Wald. Da die Läufe sehr berglastig sind musste ich mein Krafttraining irgendwie anpassen. Es ist sehr schwierig aber wenn man das Buch erwirbt kann man es lösen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian