Jahresrückblick 2022: Nach dem Bandscheibenvorfall zurück auf die Marathonstrecke!

Das neue Jahr hat begonnen, so dass dies ein guter Zeitpunkt ist wie schon in der Vergangenheit einen kleinen Blick zurückzuwerfen. Nachdem ich diesen Blog bereits 2018 begonnen hatte, sammelten sich über die letzten Jahre diverse Läufe in meiner sportlichen Vita an. Doch ebenso wie das echte Leben verläuft auch eine sportliche Biographie selten geradlinig. Die Zukunft ist schlichtweg nicht trivial, so dass man versuchen kann, diese in gewünschte Bahnen zu lenken. Eine gewisse Unsicherheit ist jedoch niemals vollständig zu vermeiden. – Unsicherheit ist wiederum ein Wort, dass mein sportliches Jahr 2022 recht gut beschreibt. Ein anderes Schlagwort, das ebenso passend wäre, lautet „Bandscheibenvorfall“.

Den wichtigsten Vorsatz gleich zu Jahresbeginn nicht eingehalten

Im letzten Jahresrückblick gab ich abschließend einen kleinen Ausblick in meine Pläne für das Jahr 2022. Der wichtigste und gleichzeitig banalste Vorsatz lautete schlichtweg, gesund zu bleiben. Schon am ersten Wochenende des neuen Jahres hatte sich dieses Vorhaben erledigt. Nach einer Überlastung im Training, die ich rückblickend hätte vermeiden können, kam es zum Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich, der sich zunächst wie eine Zerrung anfühlte, nach einigen Tagen aber selbst das Gehen kürzester Strecken verhinderte.

Der anfängliche Verdacht wurde mittels MRT bestätigt, wobei für mich unklar war, wie es sportlich weitergehen würde. Echte Erfahrungsberichte von Marathonläufern waren für mich nicht zu finden, und wenn es nach meinem Hausarzt gegangen wäre, hätte ich mich den Rest meines Lebens auf Radfahren und Maschinentraining im Kraftraum beschränkt.

Nachdem ich die ersten Wochen die Kondition tatsächlich auf dem Radergometer halbwegs trainierte, ging es nach acht Wochen das erste Mal wieder ernsthaft auf die Laufstrecke. Vier Wochen nach dem Vorfall hatte ich bereits 1000 Meter mit einer Pace von über 6 Minuten bewältigt, die jedoch kaum einer echten Laufeinheit entsprachen. Acht Wochen nach dem Bandscheibenvorfall waren es zumindest 10 Kilometer, die ich am Stück bewältigen konnte.

Gute sechs Monate nach der Verletzung ging es beim Marathon in Duisburg das erste Mal wieder über die volle Distanz. Ich hatte vermutlich noch nie so viel Respekt vor einem Rennen gehabt, wie dem Lauf im Ruhrpott. Trotz teilweise brennender Sonne schaffte ich es in 3 h 56 min ins Ziel. Ich war überglücklich.

Der erste Ultra-Marathon nach dem Bandscheibenvorfall

Einige Wochen später folgte meine zweite Teilnahme am Rostock Marathon, bei dem ich erstmals in einem Rennen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte. Dennoch schaffte ich es erneut in unter vier Stunden ins Ziel. Noch im selben Monat bewies ich mir selbst, dass auch ein Ultramarathon nach einem Bandscheibenvorfall wieder möglich ist, und lief in Burgwald die 52 Kilometer lange Strecke.

Mit Vilnius kam es im September 2022 doch noch zu einem weiteren internationalen Marathon und im Oktober konnte ich schließlich trotz der Verletzung zu Beginn des Jahres mein gewonnenes Ticket für den Chicago Marathon nutzen. Mit 3 h 46 min war mein letztes Rennen des Jahres nicht sonderlich schnell, aber in Anbetracht der Gesamtumstände für mich sehr zufriedenstellend.

Corona im Oktober

Dass Marathon Nummer 37 schließlich das letzte Rennen für 2022 darstellen sollte, war im Vorfeld nicht geplant, aber nach dem Lauf in den USA dennoch eine bewusste Entscheidung. Ende November war der Geburtstermin meines zweiten Kindes angesetzt. Ich wollte nicht in Laufschuhen die Marathondistanz bewältigen, während bei meiner Frau plötzlich die Wehen einsetzen würden. Gleichzeitig kam es zu einer im Sommer noch unvorhergesehenen beruflichen Veränderung, die dazu führte, dass ich ab Oktober für einige Monate erneut in den Schichtdienst ging.

Als ich dann im Anschluss an das Rennen in Chicago auch noch Corona bekam, war klar, dass ich das restliche Jahr ruhiger angehen würde. Nachdem ich in meinem Umfeld einige Fälle von Long-Covid mitbekommen hatte, war ich froh, dass ich hiervon verschont blieb. Die ersten Wochen nach der Erkrankung konzentrierte ich mich auf Läufe, die nicht länger als eine Stunden gingen, und nach gut drei Wochen sammelte ich bereits wieder 34 Kilometer in einer Trainingseinheit.

Hybridathlet – Part 2

Die wettkampffreie Zeit nutzte ich schließlich, um die letzten Arbeiten an meinem Hybridathlet-Nachfolgerbuch zu beenden. Während der erste Teil noch das ganzheitliche Konzept herleitete, stellt der zweite Teil eine Sammlung von einzelnen Themen dar, die sich mit Leistungsverbesserungen und Problembewältigungen beschäftigen. Einige Beiträge stammten aus diesem Blog und wurden noch einmal überarbeitet. Anderer waren dagegen bisher nur exklusiv in meinem Patreon-Podcast zu hören gewesen, so dass das Buch eine Ergänzung zum ersten Teil darstellt.

Ausblick 2023

Wenn ich eines in der Vergangenheit gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass Jahresausblicke so eine Sache für sich sind. Nach derzeitigem Stand wird mein nächster Marathon erst im März 2023 in Hannover sein. Dies ist in erster Linie dem leider nur sehr dünn besiedelten Marathonkalender in Deutschland geschuldet. Eine Auslandsreise kam dagegen aufgrund der Geburt im November in den ersten Monaten nicht in Frage.

Wie es danach weitergehen wird, hängt auch ein wenig von der weiteren beruflichen Entwicklung ab, die ich aktuell noch nicht absehen kann. In jedem Fall sind einige Starts auf europäischem Boden sowie ein weiterer Ultra-Marathon geplant.

Darüber hinaus versuche ich mich langsam wieder auf mein Leistungsniveau vor dem Bandscheibenvorfall heranzukämpfen. Nachdem ich im Sommer und Herbst zwar bereits wieder lange Distanzen laufen konnte, hatte ich bis vor wenigen Wochen noch Probleme bei einem höheren Tempo. Meine Wadenmuskulatur führte eine Art Schnappbewegung aus, sobald ich schneller lief und ungünstig aufkam. Durch entsprechende Dehnübungen und Triggerpunktbehandlung im Hüftbereich konnte ich dieses Problem zuletzt aber endgültig beseitigen und die letzten Läufe auch schneller beenden. Von daher wage ich das vorsichtige Ziel, auch 2023 einen Lauf unter 3-30 beenden zu können. Doch selbst wenn dies nicht gelingen sollte, zählt für mich letztendlich in erster Linie, dass die Reise auch 2023 weitergeht.

Frank

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