Dank Losglück zum Chicago Marathon 2022

Auch wenn ich längst nicht mehr an solchen Aktionen teilnehme, habe ich in meinem Leben bereits die ein oder andere Kleinigkeit bei Gewinnspielen erhalten. Der erste Preis, der mir zugelost wurde, war vor vielen Jahren eine Flasche Ouzo bei der Auslosung einer Fernsehzeitschrift. Ich war nicht einmal volljährig, so dass meine Mutter den Schnaps noch eine kleine Weile für mich verwahrte, bevor ich diesen trinken durfte. Ich erinnere mich außerdem an eine DVD, ohne dass ich bereits einen DVD-Player gehabt hätte, oder ein Hubschrauber-Videospiel, das so gar nicht meinen Geschmack traf. Ein Gewinn, der dagegen echte Freude bei mir aufkommen ließ, war das Losglück für den Chicago Marathon 2022.

Das nächste Puzzle-Teil der World Marathon Majors

Die Teilnahme am Chicago Marathon ist keine Selbstverständlichkeit. Die Veranstaltung ist einer der größten Läufe der Welt, der streng genommen eine offiziellen Qualifikationszeit benötigt. Da der Chicago-Marathon allerdings auch Teil der World Marathon Majors ist, haben entsprechend viele Läufer den Wunsch, einmal in Illinois auf die Strecke gehen zu dürfen.

Ebenso wie bei den anderen Veranstaltungen, die sich 2006 zu diesem Verbund zusammentaten, gibt es somit neben der Qualifikationszeit weitere Möglichkeiten, einen der begehrten Plätze zu erhalten. Neben der Buchung über ein Reiseunternehmen, wie ich es auch für den New York Marathon 2018 tat, sind ein Ticket mitsamt gemeinnütziger Spende oder die Berechtigung über das Los mögliche Wege, um am Chicago Marathon teilnehmen zu dürfen.

Im Vorfeld las ich vermehrt, dass die Chance auf ein Ticket per Lotterie für Ausländer in Chicago so groß sein soll, wie bei keinem anderen Marathon. Dies sollte sich bestätigen. Wie schon beim Berlin Marathon 2019 meinte es die Losfee gut mit mir. Im zweiten Anlauf erhielt ich die Berechtigung, einen Startplatz zu buchen.

Chicago: Hauptstadt der Morde?

Wenn ich jemanden im Vorfeld meiner Reise erzählte, dass ich beim Chicago Marathon teilnehmen würde, wurde das Thema Kriminalität häufig angesprochen. Dem Phänomen des abweichenden Handelns ist im englischsprachigen Wikipedia für Chicago nicht nur ein eigener Absatz, sondern sogar ein ganzer Artikel gewidmet.

Wie so häufig ist die Gefahrensituation aber nicht für jedermann gleich. Die hohen Kriminalitätszahlen der Geburtsstadt des ehemaligen Präsidenten Obama gehen insbesondere auf Gewaltkriminalität in den Ghettos zurück. Trotz eins scharfen Waffenrechts soll die Polizei wenig Kontrolle in den entsprechenden Stadtteilen haben, was durch mangelnde Präventionsarbeit in der Vergangenheit weiter befeuert wurde. Als Teilnehmer des Chicago Marathons wird man nur wenige bzw. gar keine Berührungspunkte mit diesen Umständen haben.

Zumindest wenn man sein Hotel nicht in den entsprechenden Gegenden wählt. Ich selbst achte seit dem Neu Delhi Marathon, bei dem ich die erste Nacht tatsächlich in einem armen Viertel verbrachte und mit einem gewissen beklemmenden Gefühl ins Bett ging, auf meine Hotelwahl. In Chicago verschlug es mich entsprechend mitten in die City.

Der erste Blick auf Chicago beim Verlassen der U-Bahn

Auf die letzte Minute zur Startnummernabholung

Um dieses zu erreichen, musste man vom Flughafen gut eine Stunde mit der U-Bahn fahren. Diese jedoch zu finden, stellte sich als gar nicht so leicht heraus. Der Flughafen war mäßig ausgeschildert und die Amerikaner, welche ich ansprach, wenig auskunftsfreudig. Doch ich war nicht der einzige Leidtragende und so gelang ich mit anderen internationalen Marathonstartern letztendlich sowohl zur U-Bahn-Station als auch bis zur richtigen Haltestelle.

Vom Flughafen mit der U-Bahn in die Stadt

Nachdem ich die Nacht zuvor weniger als vier Stunden geschlafen hatte, war ich bei Ankunft im Hotel bereits 23 Stunden auf den Beinen. Dennoch entschloss ich mich spontan doch noch zur Messehalle zu gehen, um meine Startnummer abzuholen. Gemäß Google-Maps würde ich knapp 55 Minuten brauchen und würde damit fünf Minuten vor der Schließung ankommen.

Was ich bei der Berechnung unterschätzt hatte, war der Weg von der Eingangstür des Messebereichs bis zur tatsächlichen Nummernausgabe. Doch zum Glück hatte ich auf dem Fußweg ein wenig Zeit gut gemacht, so dass ich mehr oder weniger pünktlich zur Feierabenddurchsage meinen Startbeutel in Empfang nahm.

Auf der Messe war bis zum Schluss ein reges Treiben, wobei mir ein wenig die Werbestände für andere Marathon-Rennen fehlten, die in der Vergangenheit eine nette Inspiration waren. Dennoch machte das Ganze viel Lust auf den kommenden Chicago Marathon.

Marathon in der Windy City

Ein anderer Name, der für die Stadt in Illinois genutzt wird, lautet „Windy City“. Diesem Spitznamen sollte Chicago am nächsten Tag alle Ehre machen. Nachdem ich fast 12 Stunden geschlafen und mit der Startnummernabholung am Vortag alles Administrative erledigt hatte, begab ich mich ausgeruht in die Stadt. Die einstelligen Temperaturen wurden durch den Schatten, den die hohen Wolkenkratzer erzeugten, bereits verstärkt. Die Sonne hatte die ersten Straßen, durch die ich mich bewegte, keine Chance.

Noch kühler sollte es dann aber auf dem Bus werden, mit dem ich eine kleine Stadttour machte. Der Wind pustete zeitweise fast schon eisig. Bereits jetzt wurde klar, dass Hitze am nächsten Tag beim Chicago Marathon kein Problem sein sollte.

Chicago selbst erinnerte mich an New York, wobei ich die Stadt, die niemals schläft, als deutlich abwechslungsreicher und lebhafter in Erinnerung habe. Gleichzeitig gefielen mir San Francisco und Philadelphia deutlich mehr als Chicago, was jedoch nichts daran ändern, dass ich voller Vorfreude auf den kommenden Marathon bin.

Der Chicago Marathon 2022 wird schnell werden

Mit nur einer Minute Differenz müssen die addierten Bestzeiten der Männer und Frauen des Chicago Marathons sich nur dem Berlin Marathon geschlagen geben. Der Lauf in Illinois zählt zu den schnellsten Marathons der Welt, was unter anderem durch einen flachen Streckenverlauf gewährleistet wird. Über 700 Starter liefen das Rennen im letzten Jahr in unter 3 Stunden, als der Amerikaner Galen Rupp sich nur um wenige Sekunden dem äthiopischen Sieger Seifu Tura Abdiwak geschlagen geben musste.

Für mich selbst wird das Rennen noch immer Teil eines Findungsprozesses sein. Nachdem die ersten Monate nach dem Bandscheibenvorfall die Rückkehr auf die Marathonstrecke im Fokus stand, was mir nun bereits mehrfach gelang, steigerte ich beim Krafttraining allmählich wieder die Gewichte. Auch hier bin ich noch nicht am alten Leistungsniveau angekommen. Ich kann aber wieder mein doppeltes Körpergewicht beugen und auch im Kreuzheben so langsam wieder die alten Gewichte bewegen.

Beim Laufen fehlte mir zuletzt noch die letzte Spritzigkeit. Gleichzeitig fühle ich mich deutlich besser vorbereitet als bei meinen letzten Rennen in diesem Jahr. Im Vorfeld wurde ich gefragt, ob eine Zeit unter vier Stunden oder lediglich ankommen mein Ziel sei. In der Vergangenheit war beides für mich dasselbe und auch bei diesem Rennen sollte ich die selbst gesteckte Grenze nicht überschreiten. Was darüber hinaus aber möglich sein wird, muss der morgige Tag zeigen. Ich freue mich in jedem Fall auf den Chicago Marathon 2022.

Frank

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