Die ersten 30 Kilometer nach dem Bandscheibenvorfall

Der Bandscheibenvorfall ist nun über fünf Monate her und seit dem letzten Update ist ebenfalls ein ganzer Monat vergangen. Wie ich schon im Vorfeld wusste, sollte der Heilungsprozess keinesfalls geradlinig verlaufen. Dennoch ist festzustellen, dass die Richtung die richtige blieb. Nachdem ich im April zeitweise noch mit Rückenstützgürtel auf die Strecke ging, lief ich im Mai erstmals wieder über 30 Kilometer.

Ein Heilungsprozess ist keine Einbahnstraße

Nachdem ich mich Anfang April noch vom Rückenstützgürtel emanzipiert hatte und positiv auf Marathon Nummer 33 blickt, folgte wenige Tage später ein kleiner Dämpfer. Ich brach den eigentlich geplanten Tempolauf nach der Hälfte der Strecke ab. Neben der Kondition machten mir vor allem die 22 Grad im Schatten Probleme, die für mich spürbar zu heiß waren. So lief ich die ersten fünf Kilometer in gut 23 Minuten, um nach einer gewissen Pause die zweiten fünf Kilometer mit einer Pace von über fünf Minuten nach Hause zurückzukehren.

Alles Wichtige zum Bandscheibenvorfall (aus Sicht von Läufern und Hybridathleten) gab es im April auf meinem Podcast.

Am Wochenende konnte ich dagegen die Strecke im Nüchternlauf weiter ausbauen. Ganze 25 Kilometer sammelte ich am Ostersonntag und schlitterte damit gleichzeitig in den Open Window Effekt. Für den Rest der Woche war Dank Schleim in Hals und Rachen weder ans Laufen noch an andere Formen des Trainings zu denken.

Die kleine Pause tat mir offenbar aber auch gut. Am 24. April sammelte ich 28 Kilometer im Nüchternlauf und in der letzten Tempoeinheit im April konnte ich die 10 Kilometer erstmals seit dem Bandscheibenvorfall unter 50 Minuten beenden. Es war längst keine gute Zeit, aber ich machte weiterhin erkennbare Fortschritte.

Laufen mit Nasenatmung

Nachdem im Mai die Nase endgültig wieder vom Schleim befreit war, ersetzte ich erstmals in diesem Jahr den Tempolauf zur Wochenmitte wieder durch einen Lauf mit Nasenatmung. Diese Trainingsform hatte ich bereits in der zweiten Jahreshälfte im letzten Jahr zu schätzen gelernt, wenn es darum geht, die eigene CO2-Toleranz zu verbessern.

Ende 2021 fasste ich in meinem Podcast alles Relevante zum Atmen für Läufer und Hybridathleten zusammen.

Zu meiner Überraschung schaffte ich auf Anhieb die 12-Kilometer-Strecke, welche ich auch 2021 bereits einige Mal gelaufen war, in unter einer Stunde zu bewältigen. Das gefühlte Tempo war deutlich langsamer, doch sowohl Strava-App als auch die Zeitmessung auf dem Fitbit bestätigten mir das Ergebnis. Ich war zufrieden. Erstmals seit dem Bandscheibenvorfall empfand ich tatsächlich so etwas wie eine gewisse Sicherheit, dass ich nicht nur auf dem richtigen Weg war, sondern auch tatsächlich ankommen würde. Das mag kleinlich wirken. Beim genauen Überlegen, liegt darin aber doch ein beträchtlicher Unterschied.

Eine beschädigte Trinkblase

Motiviert ging es in die zweite Nüchternlaufeinheit im Mai. Eine Woche zuvor musste ich die Einheit noch nach der Halbmarathondistanz abbrechen. Die Luft war schlichtweg raus. Doch nach dem Lauf mit Nasenatmung verspürte ich eine gewisse Sicherheit. Ich trank meinen Kaffee, befüllte die Trinkblase meines Camelbak und wollte starten.

Doch bereits beim Ablassen der Luft aus der Trinkblase, indem man den Rucksack einmal umdreht und die Luft heraussagt, fiel mir auf, dass Wasser auf den Boden tropfte. Hatte ich die Trinkblase nicht richtig verschlossen? Nein. Das war nicht der Fall. Offenbar war der Silikonbehälter an irgendeiner Stelle beschädigt, ohne dass ich erkannte, wo sich das Loch befände. Ich vermutete, dass dieses irgendwo im oberen Bereich war und damit beim Laufen kein Problem bestehen würde. Wie sich schnell herausstellte, hatte ich mich geirrt.

Bereits nach 500 Metern merkte ich, wie es mir die Hose runterlief. Ich stoppte und versuchte nochmals die Trinkblase korrekt zu verschließen, doch es half nichts. Sie war beschädigt und verlor kontinuierlich Wasser. Mein Trinkrucksack begleitet mich seit Ende 2017 praktisch in allen Nüchternläufen und entsprechend skeptisch war ich, wie lange ich diesen Nüchternlauf ohne ausreichende Flüssigkeitsversorgung aushalten würde.

Erstmals über 30 Kilometer seit dem Bandscheibenvorfall Anfang Januar

Das erste Training seit dem Bandscheibenvorfall

Am Ende sollte es 31 Kilometer werden, die ich in weniger als drei Stunden bewältigte. Oder, wie Peter Greif es ausgedrückte hätte: Der erste Kilometer Training seit dem Bandscheibenvorfall. Ich meine zumindest mal irgendwo einmal gelesen zu haben, dass gemäß Greif das Langstreckentraining erst so richtig ab 30 Kilometer beginnen würde. Den Text dazu habe ich nicht mehr gefunden, aber der Gedanke hat sich seitdem in meinen Kopf eingebrannt.

So gesehen habe ich damit mein erstes Training seit dem Bandscheibenvorfall erfolgreich hinter mich gebracht. Blickte ich beim letzten Beitrag vor einem Monat noch optimistisch in die Marathon-Zukunft, so bin ich inzwischen zuversichtlich. Worin der Unterschied liegt? Nachdem ich bereits im letzten Jahr einen Platz für den Chicago Marathon 2022 im Losverfahren gewonnen hatte, buchte ich diese Woche schließlich auch die Reise.

Gleichzeitig stattete ich dem Marathonkalender von Planet-Marathon in den letzten Wochen mehrfach einen Besuch ab und fasste den ein oder anderen Termin ins Auge, der vor dem Lauf in Chicago liegt. Ich bin fraglos noch nicht wieder bei 100 Prozent angekommen, aber deutlich weiter, als ich es zeitweise vor einigen Monaten noch hätte gedacht hätte.

Mit schmeichelhaftem Licht und Pump nach dem Training finde ich langsam zum alten Niveau zurück.

Frank

4 Kommentar zu “Die ersten 30 Kilometer nach dem Bandscheibenvorfall

  1. Sehr beruhigend zu sehen, dass man sich doch relativ gut und schnell erholen kann, wenn man bereit ist, die Arbeit zu investieren!
    Und Respekt vor der Leistung natürlich, 31km in einer Pace unter 6min/km sind so oder so nicht ohne.

  2. Glückwunsch für den verlauf der Genesung. Habe mir inzwischen alle deine Beitrräge zum Bandscheibenvorfall durchgelesen. Konnte nur noch nicht so recht rauslesen wie sich der Bandscheibenvorfall genau geäußert hat? Konntest du dann auf grund der schmerzen gar nicht mehr laufen? Hab hin und wieder auch schmerzen im unteren Rücken und es zieht mal mehr oder weniger bis runter in den fuß. aber bislang konnte mir kein arzt wirklich weiter helfen 🙁
    Gruß
    Andre

    1. Ich konnte keine 200 Meter schmerzfrei gehen oder auch nur ne Minute stehen die ersten Tage 🙂

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