Die Zehenbox ist der vordere Bereich der Laufschuhe, in dem unsere Zehen Platz finden. Obwohl dieser Teil des Schuhs einen großen Einfluss auf die Passform ausübt, wird darüber im Vergleich zur Sprengung oder Dämpfung nur selten gesprochen. Ich selbst hatte mir daher lange Zeit ebenfalls wenig Gedanken um die Zehenbox gemacht. Einige Schuhmodelle später bin ich um einiges klüger.
Fußformen können variieren
Nicht jeder Fuß ist gleich. Diese Feststellung ist zugegeben banal, dennoch kämen wir sicherlich nicht sofort auf die Idee, Menschen nach Füßen zu unterscheiden. Tagtäglich kriegen wir Ohren, Nasen, Augen und Hände zu sehen. Die Füße bleiben jedoch oftmals selbst im Hochsommer von Schuhen bedeckt. Man kriegt die eigenen Füße deutlich seltener zu Gesicht als die eigenen Hände und nachdem man sich versichert hat, immer noch nicht zum Fußmodell zu taugen, richtet sich die eigene Aufmerksamkeit in der Regel schnell wieder anderen Dingen zu.

Auf der anderen Seite werden die meisten Menschen, die bereits einige Laufkilometer in ihrem Leben gesammelt haben, das Gefühl kennen, wenn der Schuh drückt oder im sich schlechtesten Fall sogar ein Fußnagel verabschiedet. Ich selbst hatte mir bei meinem zweiten Hannover Marathon eine Blutblase unter einem Fußnagel des linken Fußes geholt und konnte mir den Nagel einige Zeit später nach und nach entfernen. Der Schuh war zu eng. Oder besser gesagt: Die Zehenbox war für meine Fußform zu eng.
Die Fußform kann in unterschiedliche Typen eingeteilt werden. Die drei häufigsten Unterscheidungen werden als ägyptisch, römisch und griechisch bezeichnet. Andere Unterteilungen ergänzen den germanischen sowie den keltischen Fußtyp als Variante vier und fünf. Man sollte das Ganze in erster Linie als Systematik verstehen, in die der eigene Fuß mehr oder weniger gut eingeordnet werden kann. Sollte also beispielsweise dein großer Zeh vom zweiten überragt werden, bist du damit keinesfalls allein.

Laufschuhe und die Zehenbox
Doch nicht nur Zehenanordnung, sondern auch die Fußbreite übt einen Einfluss auf den Tragekonform aus. Im Zusammenhang mit dem Kauf meines zweiten Schuhpaars berichtete ich bereits von meinen Erfahrungen mit einer deutlich zu engen Zehenbox. Dennoch machte ich mir selbst erstmals vor einigen Monaten bewusst Gedanken um die Bewegungsfreiheit meiner Zehen. Während das Obermaterial bei Laufschuhen heutzutage in der Regel flexibel ist und im Gegensatz zu manch Schuh aus dem Alltag eine gewisse Bewegungsfreiheit erlaubt, stellt die Bewegungsfreiheit in der Breite den zweiten wichtigen Faktor dar.
Wenn die Schuhe im vorderen Bereich, also der Zehenbox, zu eng sind, drücken diese die Zehen zusammen. Dies führt im schlechtesten Fall dazu, dass der große Zeh seine eigentliche Stützfunktion nicht ausüben kann. Dies wiederum kann dazu führen, dass der Fuß nach innenfällt. Es kann zum sogenannten Knickfuß kommen. Entsprechend sollte nicht nur beim Laufen, sondern auch bei Kniebeugen im Kraftraum auf entsprechendes Schuhwerk geachtet werden.
Welche Schuh der richtige für einen selbst ist, wird man am besten mit an- und ausprobieren feststellen. Ein bekannter Vertreter, dessen Schuhe fast schon Zehenschuhen gleichen, ist die Firma Topo, von denen ich den Athletic Magnifly* besitze. Mehr Bewegungsfreiheit habe ich bisher noch bei keinem anderen Anbieter erlebt. Die Zehenbox dieser Laufschuhe ist sehr großzügig angelegt.
Wer es nicht ganz so weit benötigt, findet in den Hoka Cliftons* ein Modell, das eine leicht weitere Zehenbox liefert als die Asics Cumulus, die ich in der Vergangenheit in der Regel gelaufen war. Die Dämpfung ist dafür deutlich stärker als beim Cumulus. Wer dies mit einem breiteren Fuß kombinieren will, kann zu den Cliftons Wide* greifen. Diese liefern allerdings nur im Mittelfuß einen Zentimeter mehr Platz – in der Zehenbox bieten diese Laufschuhe dagegen nicht mehr Raum. Letzteres hatte ich mir erhofft.

Toega als Alternative zum Topo
Dadurch, dass wir unsere Füße und Zehen fast den gesamten Tag über in Schuhen verpacken, werden diese nicht nur in ihrem Bewegungsspielraum eingeschränkt, sondern provozieren oftmals Fehlstellungen, die sich erst im Laufe der Zeit bemerkbar machen. Du kannst es selbst einmal ausprobieren: Ziehe Schuhe und Socken aus, stelle den Fuß auf den Boden und hebe den großen Zeh an und Spreize ihn von den vier anderen Zehen zur Seite ab. Anschließend drücke den großen Zehn in den Boden und hebe die kleinen Zehen alle vom Boden ab.
Das ging noch gut? Dann biege den großen Zeh nach unten, so dass der Fußnagel im besten Fall den Boden berührt, während die restlichen Zehen ausgesteckt Kontakt mit dem Boden haben. Das Gleiche kann anschließend mit den kleinen Zehen gemacht werden. Ich gratuliere. Du hast bereits vier simple Toega-Übungen kennengelernt, die im ersten Versuch für die meisten Menschen schon eine große Herausforderung darstellen.
Toega ist eine Wortkombination aus Toe (englisch für Zehe) und Yoga und wurde vom Barfuß-Coach Emanuel Bohlander ins Leben gerufen. Ich selbst habe die letzten 15 Monate immer wieder einzelne Übungen in meinem Mobility-Routine einfließen lassen, um auf diese Weise meine Fußstabilität zu verbessern und das nicht immer optimale Schuhwerk auszugleichen. Die zielführende Kombination ist aber sicherlich nach Jahrzehnten des Schuhetragens eine Kombination aus beidem: Ein (Lauf-)Schuh mit einer angemessenen Zehenbox und ein regelmäßiges Bewegen der Zehen.
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Danke für den Beitrag, bin gerade dabei in deine „Fußstapfen“ zu treten und bin deshalb im ersten Schritt auf der Suche nach einem geeigneten Laufschuh für mich. Und bei der zweiten Toega-Übung muss ich schon leider aussteigen, Wahnsinn wie degeneriert unsere Füße doch sind. Grüße aus Salzburg!