Gold Coast Marathon 2019: Ab in den australischen Winter

Der Juli 2019 hat begonnen und während in Deutschland die Temperaturen die Jagd nach tropischen Rekorden eröffnet haben, begann bereits im Juni der australische Winter, der in den Australischen Alpen sogar für Schnee sorgen soll. Entsprechend werde ich nach den Hitzeschlachten in Hannover, dem Ruhrpott oder Luxemburg, die ich dieses Jahr bereits schlagen durfte, Down Under am anderen Ende der Welt eher gemäßigte Temperaturen erleben.

Buchen und Fluchen

Doch während im tropischen Australien zwischen Mai und Oktober die Trockenzeit sein soll, gilt dies in jedem Fall nicht für die Goldküste: Laut Wetter-App warten 21 Grad und Regen auf mich. Keine Wetterbedingungen, die ich bei meiner Buchung erwarte hätte. Andererseits handelt es sich bei Australien um das flächenmäßig sechstgrößte Land der Welt. Nur Russland, Kanada, die USA, China und Brasilien rangieren noch vor der ehemaligen britischen Strafkolonie. Eine fast schon kleinweltliche Denkweise, die ich da also offenbar auch fast ein Jahr nach dem Start dieses Projektes noch hatte.

Streng genommen hatte ich mir allerdings gar nicht allzu viele Gedanken gemacht. Auch Australien wird keine Urlaubsreise werden und von den fünf Tagen, die ich einmal mit und einmal gegen die Zeitverschiebung unterwegs sein werde, stehen mir drei Tage im Flugzeug bevor. Dennoch fiel die Entscheidung ganz bewusst auf die australische Goldküste. Zum einen würde ich so im Rahmen der Marathonreise auch den australischen Kontinent von meiner Liste streichen können, und zum anderen hatte ich großen Respekt vor der Reise. Weniger bezogen auf den Marathon selbst, sondern auf meinen eigenen Zustand nach der Rückkehr. Es wird die bisher längste Anreise für einen Marathon und im Anschluss werde ich genügend Zeit haben, mich im richtigen Urlaub erholen zu können.

Dennoch ist es noch gar nicht so lange her, dass ich die Reise buchte. Nachdem ich Ende 2018 zunächst Erfahrungen sammeln wollte, wie ich die Rennen und die Reisen verarbeiten würde, kamen insbesondere nach der spontanen Entscheidung, nicht zum Jerusalem Marathon anzureisen, einige Gedanken auf. Nicht unbedingt Zweifel, insbesondere nicht an diesem Projekt, aber doch ein großer Respekt vor der Reiserei, um weit von zu Hause entfernt 42,195 km zu laufen.

Hinzu kam dieses Mal die Schwierigkeit der Buchung. Ich bin in gewisser Weise ein Gewohnheitstier, wobei ich dies gar nicht in einer negativen Art und Weise so beschreiben würde. Ich versuche vielmehr meinen Alltag so effizient wie möglich zu gestalten und wenn eine Sache gut funktioniert, dann ändere ich daran bewusst nichts. Dies hat unter anderem zur Konsequenz, dass ich meine Reisen bisher allesamt über ein großes Portal mit O buchte. Die Abläufe waren reibungslos, nach dem verpassten Flug vom Dubai Marathon 2019 nach Hause erhielt ich fast ohne Zutun eine finanzielle Entschädigung, und zwei stichprobenartige Überprüfungen, ob ich über andere Portale großartig andere Preise angezeigt bekommen würde, erwiesen sich als negativ.

Auch das häufig angesprochene direkte buchen bei den Fluggesellschaften erwies sich für mich in der Vergangenheit nie als sinnvoll. In Kombination mit einem Hotel, wie ich meine Reisen plane, konnte mir das Portal stets den besseren Preis anbieten. Womöglich wäre mit etwas intensivere Recherche noch der ein oder andere Euro sparbar gewesen, auf der anderen Seite widerspräche eben dies genau der bereits angesprochenen Prämisse, Arbeitsabläufe (wie diesen) so effizient wie möglich zu gestalten. Nicht nur Zeit ist Geld, auch Nerven und Gedanken nicht für andere Dinge zur Verfügung zu haben, ist keine dauerhaft empfehlenswerte Strategie.

Warum dieser lange Monolog über das nicht namentlich genannte Portal? Weil ich diesmal anders buchte. Während der Gold Coast Marathon im namensgebenden Ort stattfindet, geht mein Flug nur bis Brisbane und das Abenteuer der weiteren Reise erwartet mich somit zum Zeitpunkt, als ich diese Zeilen verfasse, noch. Diese Buchung war über mein Standardportal jedoch nicht möglich, so dass ich meine Komfortzone verlassen und bei einem anderen Anbieter buchen musste.

Acht Stunden vor dem Abflug stellte ich dann fest, dass ich noch immer keine Reisunterlagen haben würde. Neben einem bevorzugten Reiseportal sind KLM und Air France, die in einem Verbund arbeiten, aktuell auch meine bevorzugten Fluglinien. Wer einmal in eine finnische Airline auf einem Transatlantikflug gesteckt wurde, oder ungeplant über Moskau und von dort mit einer russischen Airline nach Hause fliegen durfte, wird das vielleicht nachvollziehen können.

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Im Gegensatz zu dem ein oder anderen Flugunternehmen, gibt es bei AirFrance und KLM selbst auf sehr kurzen Flügen immer etwas zu trinken. Es sind die Kleinigkeiten, die ich zu schätzen gelernt habe.

Dies beginnt beim vielfältigen Entertainmentprogramm bei längeren Reise und endet bei einer praktischen App, die funktioniert. Wenn ich eine Reise über mein Standardportal buche und die entsprechenden Airlines wähle, werden diese automatisch in meine App geladen. Das sind Kleinigkeiten, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, sind es Erleichterung des Alltages. Das merkt man spätestens dann, wenn man – chaotisch wie ich bin – acht Stunden vor dem Abflug beginnt seinen Koffer zu packen und feststellt, dass man keine Reiseunterlagen hätte.

Die Filterfunktion im Mailfach ergab auch keinen Treffer und so verbrachte ich 20 Minuten in der Warteschleife des Alternativunternehmens mit F. Nicht etwa, um dann endlich mit einer menschlichen Stimme zu sprechen, sondern um aus der Leitung zu fliegen und noch einmal zwanzig Minuten in selbiger zu verbringen, bis ich tatsächlich mit einer Stimme sprechen durfte, die nicht nur das Eintippen von Nummern von mir verlangte. Schnell stellte sich raus, dass mir meine Unterlagen vor gut zwei Wochen per Mail zugeschickt worden sein.

Das traf tatsächlich zu, allerdings von einem weiteren bekannten Unternehmen, das allerdings mit einem ganz anderen Buchstaben begann und keines der von mir erwähnten Schlagwörter in der Mail enthielt. Zugegeben lag der Fehler, der einfach zu beheben war, bei mir und die verschwendeten 40 Minuten meines Lebens wären möglicherweise vermeidbar gewesen, wenn ich aus meiner Routine herausgetreten wäre, doch genau dafür entwickeln wir doch genau diese. Um Zeit zu sparen und nicht etwa diese später mit Kredit zurückzuzahlen.

Die Lehre, bevor dies missverstanden wird, lautet für mich aber nicht, dass irgendwer anderes schuld gewesen wäre, sondern dass ich meinen Routinen vielleicht nicht immer völlig vertrauen sollte. In jedem Fall hätte mir dies einige Nerven und zwischenzeitliche Flucherei erspart.

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„Dank“ Zeitverschiebung geht die Reise am Donnerstag los und endet erst am Samstag.

Diesmal keine Zahnpasta suchen

Die zweite Lehre, die ich aus den letzten Reise gezogen habe, ist eine Zahnbürste in mein Handgepäck zu verstauen. Hatte ich vor dem Dubai Marathon noch von meiner Zahnpasta-Wahl geschrieben, so kann ich inzwischen die Menschen verstehen, die nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug als erstes den Gang in Richtung Toilette antreten, um dort die Zähne zu putzen. Die Aussicht darauf, erst 24 Stunden später wieder ein frisches Gefühl im Mund zu haben, erzeugte keinen unerträglichen Ekel in mir, aber bewegte mich doch zu der Entscheidung, nicht nur die Reisezahnpasta, sondern auch eine extra Zahnbürste einzupacken.

Das sind die Dinge, über die man sich nie wirklich Gedanken gemacht hat, wenn man in seinem Leben zuvor fast gar nicht verreist war. Genauso wie ich auch noch immer auf der Suche nach dem perfekten Handgepäck bin. Während manche sowohl mit Köfferchen und Umhängetasche anreisen, entschied ich mich in der Regel immer für einen Rucksack, der praktisch ohne Probleme unter den Sitz meines Vordermannes passt. Die Frage stellt sich mir also weniger im Sinne des Gepäckstückes, sondern des Inhalts. Was nimmt man mit? Was ist wichtig genug, dass ich es nicht nur auf die Reise mitnehme, sondern darauf auch nicht auf dem Flug bzw. bei den Zwischenstopps verzichten möchte? War ich beispielsweise nach Graz nur mit meinem Handgepäck angereist, so dass die Frage sich fast schon von allein beantwortete, reiste ich zum New York Marathon ohne große Vorüberlegungen an.

Die Lehre daraus war, dass ich seitdem in der Regel immer etwas zu Essen mitzunehmen, allerdings kann ein Rucksack voll mit Tupperdosen auch lästig werden und die Möglichkeit, weitere Dinge einzupacken, wird stark eingeschränkt. Dieses Mal versuchte ich eine neue Strategie. Neben dem obligatorischen Mac Book zum Arbeiten, das mich bisher auf allen Reisen begleitet hat, nahm ich etwas Obst und Gemüse mit, sowie ein Buch und meine Switch. Ob dies für die bisher längste Anreise zu einem Marathon die beste Wahl war, werde ich schon bald erfahren.

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in80marathonsumdiewelt

2 Kommentar zu “Gold Coast Marathon 2019: Ab in den australischen Winter

  1. Ich habe mir inzwischen separate Ordner in meinem Mailfach angelegt für Startplätze, Hotelbuchungen und Flüge in die ich die Mails direkt nach Erhalt verschiebe. Man lernt draus, wenn man einmal (oder auch 2, 3mal…) verzweifelt nach Bestätigungsmails oder Buchungsunterlagen gesucht hat. Ich buche allerdings auch alles immer getrennt.

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