Barcelona Marathon 2021: aus der Provinz in die große Stadt

Der Barcelona Marathon 2021 verspricht ein echtes Highlight zu werden. Während man in Amsterdam vor einigen Wochen noch in Gewerbegebiete außerhalb der Innenstadt verbannt wurde, führt die Strecke in der katalanischen Stadt an einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten vorbei. Zehntausende Zuschauer, zweistellige Temperaturen im November und tausende Läuferinnen und Läufer sind die Kennzahlen, die eine gewisse Vorfreude aufkommen lassen.

Krank und fit vor dem Barcelona Marathon 2021

Nachdem ich vor gut drei Wochen den Amsterdam Marathon mit einem guten Ergebnis bewältigen konnte, war die Zeit danach von Höhen und Tiefen geprägt. Eine Woche nach dem Lauf in den Niederlanden entschied ich mich spontan für einen Nüchternlauf über 36 Kilometer. Eigentlich wäre eine Radeinheit vorgesehen gewesen, doch ich hatte schlichtweg Lust. Am Ende wurde ich mit einer persönlichen Bestzeit belohnt, die sich verhältnismäßig leicht angefühlt hatte.

Die körperliche Belastung wäre demnach verkraftbar gewesen. Doch bekanntlich lässt sich das Open-Window-Phänomen im unmittelbaren Anschluss an solche Einheiten nicht verhindert. So erkläre ich mir auch, dass mich in der Woche darauf Kinderviren niederstreckten. Dank verschleimtem Hals konnte ich weder zur Arbeit noch ins Training. Doch wie ich längst weiß, lässt sich sowas nicht gänzlich verhindern. War ich vor dem Dubai Marathon innerlich noch etwas angespannt, als ich eine Woche zuvor erkrankt war, kann ich solche Situationen inzwischen besser einschätzen.

Neben der Erfahrung geben mir allem die eigenen Vitalwerte eine gewisse Sicherheit, die ich mittels Oura-Ring seit bald zwei Jahren täglich messe. Entsprechend entschied ich mich nach einer Woche Ruhe für einen letzten langen Lauf vor dem Barcelona Marathon. Diese Nase war nach dem Aufstehen noch etwas verschleimt. Puls, Körpertemperatur und HRV wiesen aber darauf hin, dass ich bereits seit ein, zwei Tagen durch das Gröbste wieder durch war und belastbar sein sollte. Der Halbmarathon im Training war entsprechend nicht optimal, aber alles andere als die falsche Entscheidung.

Der Barcelona Marathon: von der Provinz auf die große Bühne

Alles in allem war ich bereit für den Barcelona Marathon 2021. So gesehen war die coronabedingte Verschiebung für mich ein echter Vorteil. Zum eigentlichen Termin 18 Monate zuvor plagten mich unerwartete Fußproblemen. Ich kann nicht sagen, ob ich zum Lauf angereist wäre, wenn das Virus mir diese Entscheidung nicht abgenommen hätte. Vermutlich aber nicht. Um so demütiger gehe ich seitdem nicht nur in Rennen allgemein, sondern auch in den Jahresabschluss 2021, der noch weitere Marathons für mich bereithält.

Barcelona wird der zweite Lauf in Spanien sein, wobei der Lanzarote Marathon weit entfernt vom Festland stattfand. Bereits seit 1978 lockt die katalanische Stadt Läuferinnen und Läufer auf die Strecke. Die Anfänge muteten mit kaum über 100 Teilnehmern jedoch fast schon provinzhaft an. Dies trifft auch auf die Strecke zu, die ursprünglich in einem kleinen Küstenörtchen begann und kein reiner Stadtkurs war.

Erst seit Jahrtausendbeginn verläuft der Barcelona Marathon durch die namensgebende Stadt, wobei es 2005 noch einmal eine Unterbrechung gab. Seit 2006 konnten die Veranstalter sich jedoch in jedem Jahr mit der Stadt einigen. Seitdem werden die Teilnehmer jedes Jahr mitten durch Barcelona geführt. Dies wird vermutlich auch ein Grund für die steigenden Teilnehmerzahlen sein. Waren diese ab der Mitte der 1980er über 20 Jahre lang auf einem konstantem Level und überschritten die 3000 Finisher fast nie, stieg diese Zahl seitdem stetig an.

Im Jahr 2010 beendeten erstmals über 10.000 Menschen den Barcelona Marathon und vor der coronabedingten Aussetzung bestritten vor zwei Jahren 13.500 Teilnehmer die Strecke über 42,195 km. Aus diesem Jahr stammen auch die aktuellen Streckenrekorde mit 2h 06:04 min bei den Männern und 2h 24:44 min bei den Frauen. Insgesamt zählt der Barcelona Marathon damit nicht zu den schnellsten Strecken der Welt.

Ich würde Einordnungen jedoch nicht überbewerten. Ohne Frage spielen diverse Faktoren eine Rolle, wenn die letzten Sekunden aus der Uhr gepresst werden sollen. Auf der anderen Seite nimmt aber auch der monetäre Anreiz der Veranstalter einen großen Einfluss darauf, wie schnell das Spitzenfeld der Läufer letztendlich ist.

Die Anreise mit Tücken nahm kein Ende…

Bereits im Vorfeld gestaltete sich die Reise zum Barcelona Marathon ungewohnt holperig. Schloss ich meinen letzten Blogbeitrag noch während des Zwischenstopps am Frankfurter Flughafen in der Hoffnung ab, dass auf der Zielgerade keine Überraschungen mehr auf mich warten würden, blieb dieser Wunsch unerfüllt. Kurz bevor das Boarding beginnen sollte, meldete sich eine Stimme über die Flughafenanlage und kündigte an, einige Passagiere aufzurufen, die sich am Terminal melden sollten. Mein Name fiel als erster.

Wie sich herausstellen sollte, war mein Platz doppelt verbucht. Dies beantwortete in gewisser Weise meine Frage, was es bedeuten würde, dass mein Flug als überbucht gekennzeichnet war. Bereits mit dem Schlimmsten rechnend, erfuhr ich, dass mir ein neuer Platz zugewiesen wurde. Hastig wurde ergänzt, dass es sich dabei um ein Upgrade handle. Das erste Mal in meinem Leben flog ich somit Business Class.

Ich weiß nicht, ob dies auf Langstreckenflügen in irgendeiner Form tatsächlich relevant ist. Für mich war der größte Unterschied auf dieser innereuropäischen Reise der, dass der Mittelplatz in den Dreierreihen nicht besetzt wird. Während zeitgleich in Glasgow über den Klimawandel diskutiert wird, verschleuderte ich CO2 auf einem Geisterplatz. Streng genommen war dies natürlich nicht ich, aber ich hatte mich schon häufiger darüber gewundert, dass das Fliegen per se kritisiert wird, die effizientere Nutzung von Flugzeugen dabei aber nie ein Thema zu sein scheint.

Ankunft in Barcelona: besser spät als nie

Nachdem das Flugzeug dann auch noch auf dem Hangar eine Verzögerung von gut 30 Minuten ansammelte, da zu wenig Personal am Frankfurter Flughafen beschäftigt sei, ging es schließlich in Richtung Barcelona. Die Anreise hatte damit wohl alles aufgeholt, was mir in zwei Jahren der Flugaskese erspart geblieben war. All zu leicht wollte Barcelona es mir aber dann auch nach der Ankunft nicht machen.

Während das Gepäckband noch leicht zu finden war und der Corona-Check sich auf ein Einscannen eines QR-Codes auf dem Einreiseantrag beschränkte, lag die nächste Herausforderung darin, zum Hotel zu finden. Die Apple App nannte S-Bahn-Linien und Fahrtrichtungen, die in dieser Form nicht aufgeführt waren, doch mit etwas Durchfragen war auch diese Hürde schnell genommen.

Komplizierter wurde der Fußweg zum Hotel. Wie ich nun weiß, ist Barcelo Sants nicht nur der Name meines Hotels, sondern Barcelona Sants auch der Name eines riesigen S-Bahn-Bahnhofs mitten in der Stadt. Dies wiederum sorgte auf der Navigationsapp erneut für Verwirrung. Ich lief gut eine gute halbe Stunde kreuz und quer, bis ich endlich erkannte, dass das Hotel sich auf der Rückseite des Gebäudes befand. Wie man sich denken kann, war ich nach diesem Tag mehr als bedient. Dennoch hatte ich keine Wahl: Ich musste in jedem Fall noch einmal los, meine Startnummer abholen.

Abholung der Startnummer zum Barcelona Marathon 2021

Beim Buchen des Hotels hatte ich mich für eine Unterkunft entschieden, die auf der Karte nicht weit vom Start des Marathons entfernt lag. Der Weg zur Startnummernabholung war entsprechend unkompliziert und gab bereits einen kleinen Vorgeschmack auf den nächsten Tag. Ich bin niemand, den man durch etliche Sehenswürdigkeiten schleppen könnte, doch was ich auf dem Weg bis zur Expo sah, machte Barcelonas Ruf alle Ehre. Die Stadt war, soweit ich einen kleinen Blick darauf bekam, wirklich schön.

Das offizielle Shirt zum Barcelona Marathon 2021

Das kann das offizielle T-Shirt zum Lauf dagegen nicht von sich behaupten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von dem Design halten sollen. Auf eine gewisse Weise ist es so hässlich, dass es doch wieder einen gewissen Charme hat. Bei einem Event wie dem Barcelona Marathon fand ich die Gestaltung dennoch überraschend.

Weniger überraschend war die Leere auf der Messe. Die Veranstalter hatten ähnlich wie beim Luxemburg Marathon eine Art Schlauch aufgebaut, dass man auch tatsächlich an jedem Stand vorbeilaufen musste, jedoch war das Gelände aufgrund meiner späten Nummernabholung bereits sehr ausgedünnt. Neben einigen Schuhherstellern und zwei Ständen, an denen an Laufchallenges teilgenommen werden konnte, fand man die üblichen Firmen.

Was mir dagegen gefehlt hat und vermutlich immer noch den unsicheren Laufzeiten zuzuschreiben ist, sind die Stände anderer Marathonveranstaltungen. Gerade diese Stände machen für mich den interessanten Punkt der Laufmessen aus. Der ein oder andere Lauf kam auf diese Weise bereits auf meine inoffizielle Bucket List.

Doch zunächst gilt es erst einmal den Barcelona Marathon 2021 zu bewältigen. Die Anreise war alles in allem unerwartet anstrengend und der Wecker wird den Tag bereits früh beginnen lassen. Ich bin gespannt, wie die Atmosphäre beim Rennen in Katalonien sein wird und freue mich auf Marathon Nummer 31.

Frank

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