Laufen kann ein unglaublich günstiger Sport sein. Ein vernünftiges Paar Laufschuhe stellt schon eine halbwegs brauchbare Grundausstattung dar, mit der dieser Sportart mit guten Gewissen nachgegangen oder besser nachgelaufen werden kann. Aber so wie auch bei den meisten anderen Aktivitäten kann man in das Hobby Laufen nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch eine Menge Geld investieren.
Nachdem ich mir vor einiger Zeit bereits eine hochwertige Regenjacke gekauft hatte, die nach dem ersten Test auch bereits spätere Anwendungen gut überstand, wurde ich auf der Messe zum Graz Marathon von der Idee angefixt, mir eine Brille für das Laufen zu kaufen.
Warum es eine Oakley sein sollte
Wer schon einmal an einem Marathon teilgenommen hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass es immer wieder Läufer mit den verschiedensten Sonnenbrillenmodellen gibt. Obwohl ich bereits mehrfach in den letzten Jahren das Gefühl kennengelernt hatte, beim Laufen mein dominantes Auge zu verschließen, da die Sonneneinstrahlung mich störte, hatte ich eine Laufbrille dennoch bis dahin nie in Erwägung gezogen. Die angesprochene Messe sollte, wie dargestellt, etwas daran ändern.
Ich versuchte mir also im Internet einen Überblick über die Thematik zu verschaffen, wobei ich zugegebenermaßen eigentlich schon in Graz von der Prizm Technologie der Firma Oakley angetan war. Der Grundgedanke dieser Brillen ist es, bestimmte Lichtwellen zu filtern, um auf diese Weise das Erkennen der Umgebung zu vereinfachen. Verschiedene Modelle dienen dabei verschiedenen Anwendungsbereichen. So werden beispielsweise Brillen fürs Angeln angeboten, die die Wahrnehmung von Wasser differenzierter ermöglichen. Andere Modell dienen fürs Laufen im Gelände, so dass in den Brauntönen des Bodens Unebenheiten beispielsweise einfacher erkannt werden können. Inwieweit beeindruckende Beispielvideos dann tatsächlich dem Realitätscheck vollständig standhalten können, kann ich nicht beurteilen.
Ich wusste allerdings, dass ich – nicht nur aus dem zuletzt genannten Grund – meine Brille in einem Geschäft anprobieren wollte. Ich wollte schlichtweg nicht einige Male im Internet blind Modelle kaufen und wieder zurückschicken müssen. Und wenn ich schon Beratung vor Ort wahrnehme, dann sollten diejenigen auch mein Geld bekommen. Das erschien mir nur fair, auch wenn ich selbst sonst fast ausschließlich bei Amazon einkaufe. Weniger aus Bequemlichkeit, sondern vielmehr aus Gründen der zeitlichen Effizienz. Und das ich Dinge so effizient für möglich zu lösen versuche, beschrieb ich ja bereits mehrfach.
Beratungswüste Deutschland
Doch kaum ist ein Problem gelöst, stellt sich auch schon das nächste in den Weg: Wer meinte, er bekäme in Laufläden einer großen Stadt wie Hannover auch Laufbrillen bzw. hätte ein wenig Auswahl, der würde genauso enttäuscht sein, wie ich es an diesem Tag war. Ich fragte mich durch gut ein halbes Dutzend Geschäfte, die speziell an Läufer oder zumindest Sportler mit entsprechender Abteilung gerichtet waren. Zunächst konnte mir in keinem geholfen werden. Es war geradezu lächerlich: Da war jemand, der sonst alles im Internet bestellt, bereit, sein Geld in örtliche Geschäfte zu tragen, und wurde damit gestraft, kostbare Lebenszeit zu verlieren. Ich muss ehrlich gestehen, dass die Erfahrungen dieses Tages nicht dazu beitrugen, dass mein Geld in Zukunft nicht wieder an einen internationalen Versandriesen gehen würde.
Als ich schließlich einen Laden fand, der ein paar Brillen, die ich im echten Leben anprobieren wollte, verkaufte, änderte auch die Beratung – oder eben auch Nicht-Beratung – nicht viel daran. Ich hatte weder das Gefühl gut abgeholt zu werden, noch eine fachkundige Beratung verschiedener Modelle zu bekommen. Dabei erhält man so etwas im Internet mit nur ein paar Klicks. Wohlgemerkt sprechen wir hier nicht von einem geringwertigen Sportartikel, von dem man wie von anderer Massenware unzählige zuhause hortet, sondern von einer hochwertigen Markenbrille im dreistelligen Bereich. Ich war durchaus bereits Geld auszugeben, sonst hätte ich von Anfang an im Netz nach Schnäppchen gesucht.

Die vier Vorteile einer Laufbrille
Ich entschied mich schließlich für eine Oakley Radar EV mit Photochromic Gläsern. Klingt schon mal sehr beeindruckend, was bei einem dreistelligen Preis wohl auch erwartet werden darf. Die Sonnenbrille, welche eigentlich im Triathlon-Sport beheimatet ist, überzeugte mich nicht nur mit einem Design, das mir gefiel. Vielmehr punktete sie auch mit einer großen Sichtfläche. Die Gläser werden nur im oberen Bereich vom Gestell gehalten und nicht umschlossen und ich ging davon aus, dass bei einer anderen Rahmenform das periphere Sehen eingeschränkt worden wäre.
Gleichzeitig suchte ich eine Brille, die ich nicht nur im Sommer bei wolkenlosem Himmel aufsetzen könnte. Ich wollte ein Modell für unterschiedliche Lichtverhältnisse. Photochromic bedeutet nichts anderes, als dass die Gläser bei entsprechendem Lichteinfall verdunkeln. Laut Herstellerseite werden etwa 69 Prozent des Lichts durchgelassen. Bei maximaler Abdunkelung wäre es sogar nur noch 23 Prozent. Ähnlich wie beim Prizm-Effekt kann man sich auch diesen auf der der Website von Oakley vorführen lassen. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen, dass die Visualisierung die Realität sehr gut widerspiegelt.
Ein weiterer Vorteil ist der vollständige UV-Schutz, über den ich mir zugegeben zuvor nie Gedanken gemacht hatte. Ich war schließlich in der Vergangenheit auch nicht regelmäßig mehr als drei Stunden draußen laufen. Die Oakley bietet selbst bei vollständiger Aufhellung vollen Schutz gegen häufig unterschätzte UV-Risiko für die Augen. An unserer Haut denken wir, aber in die Augen schmiert sich niemand Sonnencreme. Gleichzeitig würde im Winter niemand in Deutschland auf die Idee kommen, seine Haut einzucremen. Das Risiko ist in unseren Gefilden den Großteil des Jahres also eher gering. Andererseits schrieb ich bereits, dass ich einen Allrounder für möglichst alle Gegebenheiten wollte.
Fazit nach über einem Jahr Nutzung
Und so nutze ich meine Sonnenbrille tatsächlich in jeder Laufeinheit. Selbst bei Läufen in der Dunkelheit. Warum? Wind, Niederschlag oder Insekten… Wer ein paarmal mit dem Rad oder in Laufschuhen in der freien Natur unterwegs war, wird all das kennen und vielleicht auch schon einmal ins Auge bekommen haben. Das ist unangenehm. Subjektiv nehme ich entsprechend tatsächlich eine gesteigerte Sicherheit bzw. geringere Ablenkung beim Laufen war. Selbst wenn der Regen mir mitten ins Gesicht weht, stört mich dies beim Laufen inzwischen in keiner Weise.

Wie man sich also denken kann, bin ich mit meiner Laufbrille sehr zufrieden. Dies kann ich auch einige Monate, nach dem ich diesen Beitrag ursprünglich verfasste, immer noch sagen. Ich würde mir das Modell jederzeit wieder kaufen. Sie begleitete mich seit dem New York Marathon bei allen Rennen und ich möchte sie nicht mehr missen. Man mag die Welt nicht mit anderen Augen sehen, aber erhält dennoch eine neue Sichtweise.
Hallo und vielen Dank für den tollen Artikel. Ich habe noch eine spezielle Frage zum Thema Sehstärke: ich bin kurzsichtig und zum Autofahren benötige ich -1 auf beiden Augen. Während man schicke Trendbrillen alle mit Sehstärke bekommt, habe ich für Lauf- und Radbrillen nix gefunden. Heute laufe ich ohne Brille, und mein Gedanke war, wenn ich schon einen dreistelligen Betrag für eine Laufbrille ausgeben muss, dann am besten gleich mit Stärke. Hast Du hier noch einen Tipp?