Bestzeitmarathon München: Alle guten Dinge sind drei!

Der Bestzeitmarathon München ist geschafft und war in vielerlei Hinsicht ein Erlebnis. Auch wenn es keine neue netto Bestzeit wurde, so gelang es mir beim dritten Anlauf in diesem Jahr das nun dritte Mal eine (zeitumstellungsbereinigte) Zeit von unter 3 h 30 min zu laufen, nachdem die Versuche in Hannover und Berlin aufgrund verschiedener Einflüsse nur knapp gescheitert waren. Doch nicht nur das Rennergebnis war ein Grund, dass ich den Lauf in bester Erinnerung behalten werden. Von daher bereits an dieser Stelle: Dankschee München!

Der Lauf gegen die Gesetze der Physik

Wenn man sich beginnt, sich mit der Welt der Marathons auseinanderzusetzen, findet man immer neue Veranstaltungen, die mehr als nur einen klangvollen Namen zu bieten haben. Neben den Major Veranstaltungen, die vielen Läufern bekannt sein werden, oder großen regionalen Erlebnisse wie beispielsweise der Hamburg Marathon in Deutschland gibt es eine Reihe an Läufen, die in anderer Hinsicht etwas Besonderes zu bieten haben.

Sei es so etwas wie Médoc Marathon in Frankreich, der für seine Weinverkostung bekannt ist, die Läufe des Veranstalters Albatros Adventures, die beispielsweise einen Lauf über die chinesische Mauer anbieten, oder eben auch der Bestzeitmarathon aus München. Ich hörte das erstmal bei einer Randbemerkung im Podcast Fat Boys Run von dieser Veranstaltung. Ein Lauf, bei dem am Tag der Zeitumstellung um Mitternacht gestartet werden würde, um auf diese Weise eine (brutto) Bestzeit zu erreichen. Klingt kurios? In jedem Fall und war für mich der Grund auch diese 42,195 Kilometer auf meine Liste packen zu wollen.

In diesem Jahr fand bereits die siebte Ausgabe der Veranstaltung statt, die letztes Jahr pausierte, davor jedoch seit 2012 regelmäßig nach München einlud. Veranstalter ist der „Verein für außergewöhnliches Laufen“ und besser hätten die Initiatoren es wohl auch kaum betiteln können. Aufgrund der zeitlichen Ansetzung des Startschusses gelangt man genau in das Zeitfenster, in dem die Sommer- auf die Winterzeit zurückgestellt wird. Eine Stunde mehr Zeit zum Schlafen, Feiern oder eben… dem Laufen eines Marathons.

Während Eliud Kipchoge vor wenigen Tagen in Österreich als erster Mensch die Marathondistanz unter 2 Stunden netto bewältigte, gelang dies 2015 bereits dem Münchner Andreas Brünnert in einer Zeit von 1 h 55:16 min brutto. Netto entspricht dies immer noch einer Zeit von weniger als drei Stunden. Der Sieger von 2015 durchbrach damit zwar nicht die von mir zuletzt thematisierte Schallmauer von 2 h 30 min, allerdings ist der Start um Mitternacht auch alles andere als der optimale Zeitpunkt fürs Laufen.

Die Idee, gegen die Gesetze der Physik an den Start zu gehen, ist dabei gar keine Münchener Erfindung gewesen. Wie die Veranstalter 2016 in einem Zeitungsinterview berichteten, gab es zuvor bereits in Bargfelde bei Hildesheim den Zeittunnel-Marathon sowie in Bremen den Zeitsprung-Marathon. Während die Bargfelder Veranstaltung aufgrund mangelnden Interesses im Jahr 2019 schon längst Geschichte ist, ging die Bremer Variante in diesem Jahr sogar in den 16. Durchlauf. Im Gegensatz zu den Münchnern, die eine eigene Homepage und kurz vor Start des siebten Durchlaufs auch einen eine eigene Instagram-Seite ins Leben riefen, fand ich die norddeutsche Variante allerdings erst im Rahmen des Schreibens dieses Artikels.

Ob man bewusst ein Leben als echten Geheimtipp fristet, ist mir nicht bekannt. Gleiches gilt für den Berliner Zeitsprung Marathon, der in diesem Jahr offenbar ebenfalls bereits das dritte Mal die Läufer auf die Strecke schickte. Solange die Europäische Union also die Zeitumstellung noch nicht außer Kraft gesetzt hat, was aktuell für 2021 geplant, aber ohne Frage noch nicht sicher ist, dürften also auch andere Zeitreisende zumindest im nächsten Jahr noch die Gelegenheit haben, ihre persönliche brutto Bestzeit aufzustellen.

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Wegzerrung für die Anreise zum Bestzeitmarathon. Das Beste am Marathonlaufen ist ohne Frage das Essen!

Anreisen – Schlafen – Laufen?

Wie bereits beim Luxemburg Marathon 2019, der ebenfalls in der Dunkelheit der Nacht endete, reiste ich erst am Tag des Laufes an. Auch dieses Mal fühlte sich dies befremdlich an. Natürlich gab es auch schon andere Läufe, bei denen ich mich morgens in aller Früher erst auf den Weg machte, aber nach Hamburg oder dem Vivawest Marathon im Ruhrpott fuhr ich auch nachmittags wieder nach Hause und war nicht bereits einen ganzen Tag wach, um selbigen mit einem Marathonlauf abzuschließen.

Die Vorzeichen vor dem Bestzeitmarathon München waren gemischt. Während ich am Sonntag zuvor beim morgendlichen Nüchternlauf die Halbmarathondistanz in 1h 37:35 min absolvierte und das Tempo anstrengend, aber gut zu bewältigen war, hatte ich offenbar mein linkes Sprunggelenk etwas überlastet. In bestimmten Positionen schmerzte dieses die gesamte Woche über, so dass eine Bandage zwar eine gewisse Sicherheit beim Tritt gab, jedoch den Schmerz nicht gänzlich vermied.

Gleichzeitig hatte ich weder beim Krafttraining noch bei Sprüngen oder lockeren 10-Kilometer-Koppelläufen unter der Woche Schwierigkeiten. Insbesondere im Laufschuh war der Fuß spürbar stabiler, so dass ich mit einer gesunden Vorsicht beim Marathon in München starten wollte. Eine Absage stand nicht zur Debatte. Da eine Woche später noch einmal ein Start bei einer Bodybuildingveranstaltung geplant war, würde der Fuß sowieso mindestens eine Woche Pause erhalten, nach der ich bezüglich der Vorbereitung für den Philadelphia Marathon weiter entscheiden könnte.

Meine Ankunft in München war wie geplant mehr als rechtzeitig gewesen, so dass ich mich vor dem Lauf noch einmal im Hotel zum Schlafen legen wollte. Doch trotz der durchaus ermüdenden Anreise bekam ich nicht wirklich ein Auge zu und wälzte mich mehr im Bett, als das ich ruhte. Als die Zeit immer weiter vorrangeschritten war und ich mich langsam auf den Weg zum Startbereich machen musste, setzte ich daher noch eine kurze Yoga Nidra Einheit um.

Diese Form des Yogas wird im Liegen praktiziert und dient der bewussten Entspannung. Ich hatte das Ganze bereits vor über einem Jahr beim regelmäßigen Besuch von Yoga-Kursen kennengelernt, bei denen die Trainerin zum Abschluss Yoga Nidra in ihre Stunde einfließen ließ. Wenn man ein gewisses Trainingspensum auf einem halbwegs ambitionierten Niveau neben Beruf und Alltag integriert, weiß man mit der Zeit bewusste Entspannungsmethoden wie Meditation oder eben Yoga Nidra sehr zu schätzen. Ich selbst greife zumindest immer wieder bei Bedarf darauf zurück.

Nach gut 15 Minuten war die kurze Session auch bereits beendet. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg zum Veranstaltungsort. Obwohl es gemäß Wetter-App zweistellige Temperaturen waren, fror ich trotz drei Bekleidungsschichten, was die Bewegung bis zum Startpunkt nur zum Teil ausglich. Vermutlich war es eine Mischung aus Müdigkeit, diätbedingtem Kälteempfinden und der Tatsache, dass die Sonne auch schlichtweg nicht mehr schien. So irrten ich und mein schlechter Orientierungssinn zeitweise ein wenig durch die Dunkelheit, bis mein Gehirn es endlich schaffte, die Wegbeschreibung der Veranstalter auf meine Google-Maps-App gedanklich zu übertragen. Das Problem lag dabei eher bei mir: Ich tat mich schlichtweg schwer damit, die Karte in der letzten Veranstaltermail gedanklich zu drehen. Dies führt mich aber auch gleich zum nächsten Punkt.

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Der Riemer Park war auch in diesem Jahr Austragungsort des Bestzeitmarathons in München.

Professionelle Organisation beim Laufevent der besonderen Art

Der Bestzeitmarathon in München war höchst professionell organisiert. Ich schrieb bereits, dass allein die Sichtbarkeit deutlich besser war, als bei anderen Zeitsprungmarathons, die ebenfalls an diesem Tag stattfinden sollten, doch auch das ganze Drumherum wirkte familiär, aber dennoch alles andere als amateurhaft. Es gab eine große Zeituhr mit Transpondermatte, die jede Runde die Zwischenzeit nahm, inklusive großer Leinwand, auf der man als Läufer seine Rundenzahl und -zeiten angezeigt bekam. Die Startnummern waren wie bei einem großen Marathonevent, es gab einen Verpflegungsstand, der der Teilnehmerzahl angemessen war, so dass ich mich in keine Runde an irgendwem vorbeidrängen musste, und es gab ausreichend Toiletten.

Der letzte Punkt mag etwas bizarr wirken, aber wer schon einmal einen Marathon gelaufen ist, wird die langen Schlangen vor den Dixie-Häuschen kennen, die sich bei jeder Veranstaltung bilden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen könnte, aber dies war tatsächlich ein Marathon, bei dem es ausreichend Möglichkeiten gab, sein Geschäft zu erledigen und bei der man sich nicht prophylaktisch minutenlang anstehen musste, um rechtzeitig auf einen möglicherweise nervösen Verdauungstrakt reagieren können.

Auch die Teilnehmerzahl war gar nicht so klein, wie man bei so einem Event glauben könnte. Über 100 Teilnehmer hatten sich über die volle Distanz im Vorfeld angemeldet und gemeinsam mit den Marathonläufern gingen Teilnehmer über die halbe oder die viertel Distanz an den Start. Dank 20 Runden, die man für die 42,195 km zu bewältigen hatte, war dies sicherlich auch für den Veranstalter leicht organisiert. Womit wir auch bereits bei der Strecke wären:

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Selbst an Banner an den Absperrungen hatte man gedacht.

Wie angekündigt, führte der Lauf durch einen dunkeln Stadtpark am Rande Münchens, um einen See herum, von dem man außer einer Brücke, die man in jeder Runde überquerte, nicht sonderlich viel mitbekam. Es war schlichtweg zu Dunkel, wobei ich das Laufen in der Dunkelheit bekanntlich sehr zu schätzen weiß und mich dahingehend durchaus wieder auf diese Jahreszeit freue. An entscheidenden Punkten hatten die Veranstalter allerdings Leuchtsignale aufgestellt und der Startbereich, den man in jeder Runde erneut durchschritt, war sehr gut beleuchtet, so dass auch diese Punkte kein Problem darstellten.

Alles in allem, das muss noch einmal betont werden, empfand ich die Organisation und den Rennablauf als unerwartet professionell, so dass es fast schon schade ist, dass dieser Lauf mit der (geplanten) Abschaffung der Zeitumstellung möglicherweise schon bald Geschichte sein wird. Bereits in diesem Jahr wurde der Bestzeitmarathon mit dem Hinweis „letzte Chance“ beworben, aber vielleicht entschließen die Münchener sich noch einmal zu einer tatsächlich finalen Umsetzung, nachdem die Zeitumstellung nach jetzigem Stand auch 2020 noch umgesetzt werden wird. Sollte dies der Fall sein, kann ich einen Start in jedem Fall nur empfehlen!

In der Fotobox beim Bestzeitmarathon München.

 

Veteranen und Novizen: Ein buntes Feld

Kurz vor dem Start wurde ich dann auch noch von einem wahren Marathon-Veteranen angesprochen. Ein älterer Mann kam gezielt auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht das Projekt „In 80 Marathons um die Welt“ umsetzen würde. Nachdem ich die Frage verwundert bejahte, stellte sich der Starter auch sofort selbst vor: Es war Franz Schwengler von der Seite Planet-Marathon.de, auf der in den Kategorien Deutschland, Europa und Rest der Welt eine Vielzahl an (zum Teil sehr exotischen) Marathons aufgelistet ist und die ich selbst schon mehrfach zur Inspiration nutzte, wie ich auch in diesem Blog bereits an der ein oder anderen Stelle betonte.

Irgendwann in der Vergangenheit schrieb ich Franz auch eine kurze email, in der ich mich für seine Mühe bedankte, und wie ich damals schon erfuhr, liest er hier selbst regelmäßig mit. Franz lief in seinem Leben bereits eine beeindruckende Zahl von deutlich über 300 Marathons, wie man auf seiner Homepage nachlesen kann, von denen allein 80 im Ausland stattgefunden hatten. Dies ist für mich, wie ich ihm vor dem Lauf dann auch persönlich sagte, immer noch eine unglaublich beeindruckende Zahl. Franz selbst berichtete mir, dass er selbst es inzwischen sehr ruhig bei den Läufen angehen lassen würde, die Sammelleidenschaft ihn aber antriebe. Wir waren in gewisser Weise also aus dem gleichen Grund heute in München zusammengekommen, denn so ein kurioses Laufereignis wird man in naher Zukunft womöglich nicht mehr in dieser Form laufen können.

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Dank der späten Startzeit ließ ich meine Oakley Laufbrille, die mir immer treue Dienste leistet, bei diesem Rennen bewusst zu Hause.

Aber auch sonst war das Feld bunt durchmischt. Einige Läufer starteten verkleidet, bei anderen hörte man im Zuge der Gespräche untereinander schon heraus, dass der Spaß im Vordergrund stehe und dem ein oder anderen sah man bereits an der gewählten Bekleidung an, dass der Lauf ambitioniert angegangen werden soll. Ich selbst blieb bei meinen drei Schichten Bekleidung, was streng genommen zu viel gewesen war, aber die gut zwei Stunden Aufenthalt im Startbereich ließen mich inzwischen auch sichtbar frieren. Ich begann langsam zu zittern und war froh, wenn das Rennen starten würde.

Der Bestzeitmarathon München 2019: Das Rennen

Dies tat es dann auch pünktlich um Mitternacht. Wie bei einem Großevent wurde feierlich heruntergezählt, bevor die Läufer aller Distanzen sich gemeinsam auf den Weg machten. Trotz dreistelligen Starterfeldes gab es kein Gedränge. Während ich sonst regelmäßig den ungeplanten Hindernislauf auf den ersten fünf Kilometern kritisiere, ordneten sich zumindest im vorderen Bereich die Läufer selbstständig leistungsgerecht ein. Die erste Runde wurde das Feld noch von einem Rad begleitet und bereits ab der zweiten Runde hatten sich die über 100 Teilnehmer auf der etwas über zwei Kilometer langen Strecke so gut verteilt, dass man immer wieder Läufer vor das Gesicht bekam, ohne Probleme beim Überholen zu bekommen.

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Wenige Sekunden vor dem Start pünktlich um Mitternacht.

Bereits in der dritten Runde überrundete ich die ersten Teilnehmer, was sicherlich auch am gemächlichen Tempo des ein oder anderen Läufers lag, jedoch auch meiner Pace geschuldet war. Nach einem Kilometer sagte mir die Strava-App 4:36 min an, die sich in keiner Weise so schnell anfühlten. Ich drosselte das Tempo dennoch bewusst, blieb aber weiterhin (zum Teil deutlich) unter einer 4:50er Pace. Das linke Fußgelenk hatte ich im Vorfeld in eine Bandage gelegt und mit Laufsocken weiter stabilisiert. In Kombination mit den Laufschuhen fühlte sich der Fuß gut an und machte keinerlei Probleme, so dass ich mich entschloss, anzutesten, was heute gehen oder besser gesagt laufen würde.

Ich hatte im Vorfeld bereits spaßeshalber überschlagen, was ich pro Runde laufen müsste, um in einer Zeit von weniger als 3 h 30 min ins Ziel zu kommen und die große Leinwand machte mir die ersten Runden immer wieder klar: Ich war schneller unterwegs, ohne dass es sich wirklich schnell anfühlen würde. Während die Laufapp wie bei solchen Veranstaltungen üblich beim Messen der Strecke bereits weiter war, als es tatsächlich zutraf, durchschritt ich nach zehn Runden, also der Halbmarathondistanz, die Zeitmatte bei etwas über 1 h 40 min. Mir war bewusst, dass ich das Tempo nicht dauerhaft aufrechterhalten könnte, dafür war der Schwebezustand der ersten Kilometer schon zu lange verflogen, aber das Polster könnte reichen, um im dritten Anlauf in diesem Jahr ein drittes Mal die 3 h 30 min zu unterbieten.

Meine Kleidung war inzwischen spürbar schwer vom Schweiß, der sich bis zur dritten Schicht, einem Baumwollpullover durchgearbeitet hatte, aber ich wollte nun auch keine Zeit beim Entkleiden verschwenden, sondern das Rennen so seriös wie möglich weiterlaufen. Bis auf kleine Ausreißer und einer ungeplanten Pinkelpause bei Kilometer 27 lief ich die ersten 35 Kilometer praktisch durchgehend mit einer Pace von unter fünf Minuten, doch wie jeder Marathonläufer weiß, wird es nun erst spannend.

Auch dieses Mal kam pünktlich zu diesem Streckenabschnitt der Gedanke des Gehens in mir auf. Nach Hause gehen. Aufhören, entspannt die Füße hochlegen und etwas essen, wie man es sich im Training schließlich auch spätestens nach 35 oder 36 Kilometern verdient hätte. Doch ich lief weiter, auch wenn es inzwischen spürbar schwerer war, die Pace zu halten. Mein Puls war inzwischen in einem Bereich von knapp über 160 Schlägen angekommen und mein Tempo einen Tick langsamer, so dass ich die letzten Kilometer mit einer Ausnahme allesamt mit einer Pace zwischen 5:00 und 5:04 min lief. Lediglich Kilometer 38 war noch einmal etwas schneller, was verdeutlicht, dass es mir eigentlich gut ging.

Der Atem war weiterhin relativ entspannt, die Beine spürbar belastet, aber nicht überfordert, und die Tatsache immer wieder Läufer vor die Nase zu bekommen, die man einholen konnte, machte es recht einfach, den Biss zu behalten. Diesen benötigte ich auch in den letzten zwei Runden, die trotz stabiler Zeiten mental anstrengend wurden. Ich wusste, dass ich mir meine Berliner Revanche holen könnte, wenn ich nur weiterhin laufen würde. Also machte ich genau das.

Erst die letzte Runde, in der ich versuchte noch einmal etwas Tempo aufzubauen, weil die Angst, erneut nur knapp zu scheitern, zu groß war, musste auch mein Atem der Anstrengung Tribut zollen und ich begann mich, ein wenig wie eine Dampflock anzuhören. Eine letzte Brückenüberquerung, eine letzte Abbiegung nach rechts und der Zielbereich strahlte mir in der Entfernung entgegen. Noch einmal mobilisierte ich alle Kräfte, zog an einigen Läufern, die noch die ein oder andere Runde vor sich hatten, vorbei und überquerte die Ziellinie überglücklich. Die rot leuchtende Zeiterfassung strahlte mir mit 3 h 27:45 min entgegen und die Anzeigetafel gratulierte mir zur Bewältigung der vollen Marathondistanz. Geschafft! In doppelter Hinsicht.

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Nach 42,195 km lief ich auf den siebten Platz in der Männerwertung.

Sub 2 h 30 min, aber keine neue netto Bestzeit

Vermutlich wären unter anderen Umständen oder ohne Toilettengang auch noch ein paar Sekunden weniger möglich gewesen. So bleibt meiner persönliche (netto) Bestzeit auf österreichischem Pflaster bestehen, nachdem ich den Graz Marathon im letzten Jahr in 3 h 27:05 min beendet hatte. Mir ergeht es also wie Eliud Kipchoge, der ebenfalls im Nachbarland Flügel verliehen bekam.

Brutto habe ich damit aber die (vermutlich) einzige sub 2 h 30 min meines Lebens geschafft und darf mich damit ab sofort dann ja irgendwie als echten Marathonläufer bezeichnen. Passend dazu erreichte ich mit Platz 7 der Männer ebenfalls eine einmalige Platzierung bei einem Marathonevent. Alles in allem bot der Bestzeitmarathon also ein einmaliges Erlebnis, an das ich noch lange mit Freude zurückdenken werde.

Gleichzeitig war der Lauf mein Entladetraining für das kommende Wochenende. Relativ spontan entschloss ich mich nach meinem dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der GNBF noch einmal für einen Start im Bodybuilding in diesem Herbst. Bereits am Samstag geht es bei der Norddeutschen Meisterschaft der NAC noch einmal auf die Bühne und es wird sich zeigen, was ein Marathonläufer so auf die Bodybuildingbühne bringen kann.

Frank

3 Kommentar zu “Bestzeitmarathon München: Alle guten Dinge sind drei!

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