Luxemburg Marathon 2019: Rückkehr nach 10 Jahren

In einer Woche geht es das erste Mal nach Luxemburg, wobei diese Aussage eine Lüge ist. Ich werde zum ersten Mal am Luxemburg Marathon teilnehmen und ich fliege das erste Mal nach Luxemburg. Mit dem Auto war ich jedoch bereits vor fast genau zehn Jahren in dem kleinen Benelux-Staat. In gewisser Weise auch mit sportlichen Bezug, aber unter ganz anderen Voraussetzungen. Am nächsten Wochenende werde ich vermutlich aber mehr von dem kleinen Großherzogtum sehen, das kaum mehr als 600.000 Einwohner besitzt.

Luxemburg im Jahr 2009

Bevor ich bei der Polizei im Jahr 2009 begann, wohnte ich zuletzt in Bielefeld, wie ich im Zusammenhang mit dem Vivawest Marathon bereits schrieb. Das Studium an der Polizeiakademie sollte im Oktober beginnen und um bis dahin zumindest ein sportliches Ziel zu verfolgen, entschloss ich mich, im September 2019 an einem Single-Lift-Wettkampf im Kniebeugen teilzunehmen. Es war witzigerweise die erste Deutsche Meisterschaft der Grawa in dieser Einzeldisziplin. Der Organisation, die mich im letzten Jahr so stark enttäuschte und von weiteren Starts bei dieser Vereinigung absehen ließ.

Schon damals lag meine Gewichtsklasse für Wettkämpfe im Powerlifting bei 75 Kilogramm, die auch heute mit Ausnahme des BVDKs noch bei vielen Verbänden Bestand hat. Im Gegensatz zu heute, wo ich das Gewicht aufgrund des Marathontrainings und Intermittent Fasting 2.0, wie ich es in meinem Buch beschreibe, um diesen Bereich herum halte, war ich in der Regel immer ein wenig schwerer. Mal nur zwei Kilogramm, die vor dem Wettkampf runter mussten, oder wie im Jahr 2009 auch gerne mal mehr als fünf Kilogramm über dem Gewichtslimit.

Entsprechend machte ich damals im Vorfeld des Wettkampfes eine Diät, wobei ich sagen muss, dass das Vorgehen vor 10 Jahren unnötig komplizierter und anstrengender war. Letztendlich sind es aber solche Vorbereitungen, mit denen ich in den Jahren verschiedenste praktische Erfahrungen sammelte, die ich zum Teil erst später mit dem entsprechenden theoretischen Wissen nachvollziehen konnte.

Die letzten Tage vor dem Wettkampf waren von einer Zeit geprägt, die in etwa mit der Jahre später in meinem Ernährungsbuch dargestellten Speedweek vergleichbar wäre. Es gab also nicht sonderlich viel zu essen und in meiner WG in Bielefeld fiel mir die Decke auf den Kopf. Also entschloss ich mich spontan eine Reise zu unternehmen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage vorher der Entschluss tatsächlich getroffen wurde, ich brach in jedem Fall nicht Hals über Kopf auf, aber plante auch nicht wirklich mehr als nötig. In gewisser Weise mit meinem manchmal zu chaotischen Trips im Rahmen dieser Reise in 80 Marathons um die Welt vergleichbar.

Damals setzte ich mich in mein Auto, einen fast schon 20 Jahre alten Citroen AX mit 45 PS, und fuhr spontan nach Metz in Frankreich. Ich weiß noch, dass ich mir mehr aus einer Schnapslaune heraus tags zuvor ein TomTom-Navigationsgerät gekauft hatte, das internationales Kartenmaterial enthielt. An Apps wie Googlemaps war noch nicht zu denken, ich hatte ja noch nicht mal ein Smartphone, und mir war die Reise nur mit Hilfe von Straßenkarten, wie ich es ursprünglich vorhatte, dann doch etwas zu abenteuerlich.

Noch innerhalb der deutschen Grenzen war ich froh, diesen Anflug von Vernunft gehabt zu haben, sonst würde ich vielleicht noch heute in Frankreich rumirren und wäre weder nach Luxemburg, noch nach Deutschland zurückgekommen. Ganz so schlimm ist mein Orientierungssinn nicht, aber wirklich darauf verlassen, würde ich mich wiederum auch nicht wollen. Ganz im Gegensatz zu dem alten Citroen, den ich so zu schätzen wusste, dass ich zwischen 2013 und 2017 sogar einen zweiten Kleinstwagen des französischen Herstellers fuhr und vermutlich noch heute fahren würde, wenn der stets zuverlässige Wagen nicht seine Lebenszeit längst überschritten gehabt hätte.

Von Metz aus ging es einen Tag später mit dem Zug nach Paris hinein, den Stress des zumindest damals berüchtigten Pariser Verkehrs um die Hauptstadt herum wollte ich mir dann doch nicht antun und nochmal einen Tag später führte mich mein Weg bereits früh morgens weiter nach Luxemburg. Der Besuch in der Stadt war jedoch tatsächlich nur ein Zwischenstopp. Noch am gleichen Tag reiste ich nach Brüssel und, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hielt ich mich kaum drei Stunden in Luxemburg auf. So gesehen werde ich am Sonntag länger am Luxemburg Marathon teilnehmen, als zehn Jahre zuvor in der Stadt gewesen zu sein.

Vielleicht auch aus diesem Grund habe ich auch kaum noch Erinnerungen an die Stadt. Ich fand sie fast schon unspektakulär, soweit ich mit entsinne, und kann mich nur noch an einen kleinen Park erinnern, den ich in der Nähe des Parkhauses durchlief. Und an die Autos. In der Hauptstadt Luxemburg fuhren zumindest 2009 unglaublich viele hochwertige PKWs herum. Man hätte den Eindruck haben könnten, man bekam ein entsprechendes Fahrzeug mit der Wohnung dazu und ich muss mit meiner alten Möhre wie ein völliges Fremdobjekt gewirkt haben. In einer Woche werde ich meine Erinnerung auffrischen können. Zumindest solange ich etwas sehe.

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Werbebanner zum Ing Night Luxemburg Marathon 2019 – Quelle: Facebook.com

Luxemburg Marathon: Der Lauf bei Nacht

Der Luxemburg Marathon wird meine erste Veranstaltung sein, die am späten Abend beginnt und quasi in die Dunkelheit hineinführt. Während der Dubai Marathon noch mit dem Sonnenaufgang startete und in Neu Delhi fast die erste Hälfte der Distanz noch in Dunkelheit absolviert wurde, wird der Startschuss in Luxemburg um 19 Uhr fallen. Bei voraussichtlichen Höchsttemperaturen von über 20 Grad ist das sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung, wenn es darum geht, es den Läufern angenehm zu machen. Insbesondere, da ich selbst immer wieder die letzten Wochen feststelle, wie viel Flüssigkeit ich beim Laufen verliere und wie sich dies hinten raus im Training und auch Wettkampf spürbar bemerkbar macht.

Interessanterweise war der Lauf im Juni trotz der kleinen Größe des europäischen Landes lange Zeit nicht die einzige Veranstaltung über 42,195 km. Während in Indien nur gut ein Dutzend Marathons auf über eine Milliarden Menschen kam, gab es in Luxemburg fast eine drei Jahrzehnte Marathontradition mit dem Echternacher Marathon, der jedoch seit dem Jahr 2011 – mit einem kurzen und einmaligen Revival 2015 – nicht mehr ausgetragen wird. Die noch verbliebene Veranstaltung präsentiert sich dagegen im Vorfeld äußerst professionell.

Das auch im Internet abrufbare Runners Handbook 2019 wurde mir im Vorfeld gemeinsam mit anderen Informationen sogar per Post geschickt, so dass ich im ersten Augenblick gar nicht wusste, warum ich auf mich adressierte Werbepost aus Luxemburg bekam. So viel Service war ich bisher nicht gewöhnt. Neben einer Karte des Streckenverlaufs enthält das Informationsblatt allerlei Hinweise zum Ablauf des Luxemburg Marathons und gemäß Plan haben die letzten Läufer bis halb 2 Uhr in der Nacht Zeit, die Ziellinie zu überschreiten. Ich schrieb schon, dass ich in der Vorbereitung manchmal etwas chaotisch bin, aber im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen, bei denen im Vorfeld nur wenige oder unübersichtliche Informationen auf der Homepage zu finden sind, macht der Lauf in Luxemburg – wie ebenfalls bereits betont – einen sehr guten Eindruck im Vorfeld.

Während sich der Streckenrekord mit 2 h 12 min bei den Männern nicht zu verstecken braucht, lief die Siegerin im Vorjahr gerade einmal eine Zeit von 2 h 51 min. Das ist fraglos eine Zielzeit, die ich in meinem Leben zu Fuß nicht mehr erreichen werden, aber auch alles andere als besonders schnell für Elitemarathonläufer. Es ist somit wenig verwundlich, dass es auch die zweitlangsamste Zeit einer Gewinnerin seit der ersten Veranstaltung im Jahr 2006 war. Damals gewann mit Pascale Schmoetten sogar eine Luxemburgerin in 3 h 04 min.

Was die Teilnehmerzahlen betrifft, wird es vermutlich – zumindsest bezüglich des Marathons – wieder ein kleinerer Lauf werden, wobei dies sicherlich im Kontext des kleinen Landes gesehen werden muss. Starteten im Jahr 2006 noch über 2000 Läufer und Läuferinnen über die Volldistanz, waren es seit 2009 fast immer Zahlen um die 1100 Marathonis. Zum Vergleich: Beim Hannover Marathon 2019 gingen 2222 Menschen an den Start über die 42,195 km, wobei auch in Luxemburg eine ähnliche Entwicklung wie bei vielen anderen Veranstaltungen zu sehen ist:  Mit zuletzt über 7000 Halbmarathonteilnehmern waren die Läufer auf der kürzeren Distanz erneut in der deutlichen Überzahl.

Ich selbst werde aber zum dreizehnten Mal über die komplette Distanz an den Start gehen und durch das inzwischen siebente Land laufen. Zwei Wochen nach dem letzten Marathon zum zweiten Mal nach Luxemburg? Das klingt noch nach einem schönen Zahlenspiel. Aktuell fühle ich mich darüber hinaus gut und bin guter Dinge auch den Lauf im westlichen Europa gut abzuspulen, bevor es im darauffolgenden Monat wieder auf größere Reisen geht. Als nächstes aber zunächst ins Großherzogtum. Ich bin gespannt.

Frank

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