Das Jahr 2020, das wohl immer mit dem Wort Corona in Verbindung stehen wird, liegt hinter uns. Nachdem ich diesen Blog im August 2018 begann, stellt dies den dritten Jahresrückblick dar, den ich jedoch ein klein wenig anders gestalten möchte. Sowohl für die Marathon-Community, als auch für mich verlief längst nicht alles wie gewünscht. Dennoch kann ich dem Jahr 2020 aus sportlicher Perspektive auch ein paar positive Seiten abgewinnen, auf die ich mich in lockerer Reihenfolge konzentrieren möchte.
Ich habe das Radfahren für mich entdeckt – halbwegs
Die erste Jahreshälfte plagten mich Fußsohlenprobleme, die in der schlimmsten Phase so schmerzten, dass ich zu Hause nicht in Socken herumlaufen konnte. Während die Schmerzen sich mit gedämpften Schuhwerk in den Griff kriegen ließen, war an Laufen zu dieser Zeit nur mit Einschränkungen zu denken. Das bedeutet, es war mir zwar möglich, ein paar zügige Kilometer in der Natur zu verbringen. Ich bezahlte dies allerdings immer am nächsten Tag mit entsprechenden körperlichen Signalen, so dass ich mich zur vollständigen Laufpause entschloss.
Wie so häufig im Leben, merkt man erst so wirklich dann, was man an einer Sache hat, wenn diese einem nicht länger zur Verfügung steht. Während vor wenigen Jahren die Vorstellung, nie wieder einen Marathon laufen zu können, wenig Emotionen bei mir hervorgerufen hätte, sah dies 2020 deutlich anders aus. Mir drohte ein Teil meiner Identität verloren zu gehen. Dass es sich zum Glück doch alles anders entwickelte, wird im zweiten Punkt deutlich. Doch auch die Laufpause hatte eine positive Seite.
Ich kaufte mir einen Fahrradhelm, ein paar Fahrradhandschuhe, eine gepolsterte Hose fürs Radfahren und holte mein Crossbike aus der Garage. Nachdem die erste Ausfahrt über knapp eine Stunde dauerte, steigerte ich mich zügig. Auf diese Weise setzte ich meine langen Nüchterneinheiten über drei Stunden zunächst auf dem Zweirad um. Die theoretische Überlegung dahinter war es, dass das laufspezifische Training zwar wegfiel, ich mit der Belastung auf dem Rad allerdings körperliche Prozesse wie Fettstoffwechsel oder den Stoffwechsel der Leber auf ähnliche Weise trainieren könnte. Wie das Jahr noch zeigen sollte, ging mein Plan auf.

Radfahren ist für mich bis heute keine vollwertige Alternative zum Laufen geworden. Es macht mir aber deutlich mehr Spaß, als ich vor Beginn des Jahres 2020 noch gedacht hätte. Die Laufschuhe konnte ich im Laufe des Jahres auch wieder für längere Strecken schnüren. Das Crossbike fristet sein Dasein dennoch nicht wieder in der Garage, sondern wird immer mal wieder im Training genutzt. Zuletzt kaufte ich mir für die inzwischen kalten Tagen sogar extra beheizbare Handschuhe. Die Hände mögen nicht mollig warm sein. Allerdings hat man auch nach zwei Stunden noch nicht das Gefühl, dass einem die Finger abfrieren.
Ich lief meinen ersten Ultra-Marathon
Wer das erste Mal einen Halbmarathon gelaufen ist, wird sich beim letzten Schritt über die Zielgerade kaum vorstellen können, auch nur einen Kilometer weiter zu laufen. So erging es zumindest mir, als ich vor vielen Jahren erstmals über die halbe Distanz gelaufen war. Das gleiche Gefühl kam in mir regelmäßig auf, wenn die vollen 42,195 km geschafft waren. Nachdem ich über 20 Marathons gesammelt hatte, waren Zweifel, wie man sie noch beim ersten Rennen hat, längst kein Thema mehr. Es war allerdings fern meiner Vorstellungskraft, jemals 50 Kilometer oder mehr zu laufen.
Dank Corona kam im Jahr 2020 dann aber vieles anders und aufgrund der Ausfälle vieler Veranstaltungen fügten sich einige Zufälle glücklich zusammen. Ich ging in meiner Geburtsstadt Schwerin erstmals für die Ultra-Distanz an den Start und sammelte am Ende – inklusive Verlaufen – 65 Kilometer in einem Rennen.

Wenn man so möchte, wurde ich durch Corona zu meinem Glück gezwungen. Das Laufen über so eine lange Distanz war ein gänzlich anderes Rennen und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich mich der Ultradistanz stellte. Darüber hinaus war es Dank dem Engagement norddeutscher Veranstalter möglich, mit Bremerhaven und Cuxhaven im Sommer 2020 zwei weitere Marathons zu absolvieren.
Während ich in Bremerhaven noch mit warmen Temperaturen zu kämpfen hatte, verlief der Cuxhaven Marathon fast schon entspannt. Die Zielzeit von 3h 39:04 min zeigte mir, dass ich mit den Radeinheiten in der ersten Jahreshälfte alles richtig gemacht hatte.
Strava unterstützt wieder Pulsgurte
Im September 2019 wechselte sich von der App Runstastic zu Strava. Neben der Organisation verschiedener Schuhe, die Runstastic zumindest damals nicht bot, war das Hauptargument für mich insbesondere die Pulsgurt-Unterstützung. Wenigen Wochen nach meinem Wechsel strich Strava die Möglichkeit, was nicht nur bei mir für Verärgerung sorgte.
Gut ein Jahr später ist das Feature endlich wieder verfügbar. In regulären Trainingseinheiten trage ich nun wieder regelmäßig meinen Polar H10, um die Herzfrequenz zu überwachen. Weniger, um mein Training an die Veränderungen anzupassen, sondern mehr um die Tagesbelastung zu überprüfen und mit den Werten meines Fitbit-Armbands zu vergleichen, das ich dauerhaft trage.
Das Hybridtrainingsbuch wurde fertiggestellt
Das Thema Hybridtraining ist nischig. Anders kann man es sicherlich nicht ausdrücken und dennoch beschreibt es meinen sportlichen Weg am besten. Insbesondere in der Herbstsaison 2019 zeigte ich, dass schweres Krafttraining und das Laufen von Marathons kein Widerspruch sind. Selbstverständlich führt die Verbindung von zwei eher entgegengesetzten sportlichen Aktivitäten dazu, dass man in keinem der beiden Bereiche sein volles Potential ausschöpfen wird.
Andererseits interessiert es niemanden, ob ich beim Kniebeugen 10 Kilogramm mehr bewege oder beim Marathon 15 Minuten schneller laufen könnte. Zumindest ich selbst definiere mich nicht über meine Marathonzielzeit. Mag sein, dass für manch Außenstehenden nur Läufer, die die 2 h 30 min beim Marathon unterbieten, echte Marathonis wären. Ich selbst halte von solchen Abgrenzungsdiskussionen allerdings nicht viel und ziehe meine Freude am Marathonlaufen nicht aus der Anerkennung mir unbekannter Menschen.

In meinem Hybridathlet-Buch habe ich nicht nur die Grundsäulen meines Trainings dargestellt, sondern auch die – aus meiner Sicht – wichtigsten theoretischen Grundlagen dargestellt und in ein ganzheitliches Konzept gepackt. Gemeinsam mit einer beispielhaften Jahresplanung von reinen Kraftsportler bis zum ersten Halbmarathon stellt das Buch aus meiner Sicht den perfekten Einstieg bzw. Einblick in ein Hybridtraining dar. – Damit aber auch genug der Werbung in eigener Sache.
Pläne für 2021? – Der erste Kolshorner Trail-Marathon
Damit stellt sich berechtigterweise die Frage nach den Plänen für 2021. Trotz dieser positiven Punkte würde auch ich das Jahr 2020 nicht zu den besseren zählen, doch ich will die negativen Punkte gar nicht unnötig in den Fokus lenken. Für 2021 ist das Laufen weiterer Marathons geplant. Klar. Insbesondere im Herbst sind bereits einige Anmeldungen abgeschlossen. Die zum Teil spontanen coronabedingten Absagen einiger Veranstaltungen wurden in das Folgejahr übertragen.
Darüber hinaus möchte ich meinen ersten eigenen, kleinen (Trainings-)Marathon veranstalten. Eigentlich war der Lauf bereits für Dezember 2020 geplant, doch da die Fallzahlen anstiegen, schien mir ein entsprechende Lauftreff auch im erlaubten Rahmen unpassend. In diesem Jahr soll der Marathon nachgeholt werden. Die Medaillen sind produziert und es wird Startnummern geben, so dass echtes Marathonfeeling aufkommen soll. Bis zu zehn Leute sollen bei diesem (Trainings-)Lauf mit an den Start gehen. Wer also schon immer Lust auf eine flache, aber schöne Strecke in der Natur hatte, ist gerne im Jahr 2021 in Kolshorn, bei Hannover, eingeladen.
Interessant! Weiterhin viel Spaß!
Moin Frank.
Mir hat der Artikel gefallen. Leider laufe ich keinen Marathon. 😅Mache Hybridtraining mit geringeren Distanzen.