San Francisco Marathon 2019: Zeit für Seeing

Hatte ich meinen letzten Beitrag damit beendet, dass mir die Augen schon fast zufallen würden? Das war keine Untertreibung. Während mein Schlaf während den beiden Nächten in Australien noch viel zu kurz war, verbrachte ich dieses Mal ganze 14 Stunden im Bett und war zwar halbwegs ausgeschlafen, aber hätte noch gerne länger liegenbleiben können. Der Körper hatte sich damit ein wenig das zurückgeholt, wovon er im Juli so wenig bekam, wie noch in keinem anderen Monat in diesem Jahr, doch ich kam nicht zum Schlafen nach San Francisco, so dass ich mich immer noch pappensatt vom Burger des Vortages aus dem Bett bewegte.

Stadtrundfahrt im Hop-On-Hop-Off Bus

Wie sich im Nachhinein herausstellte, war dies auch keine Minute zu spät der Fall. Vom Hotel aus ist es weniger als eine Minute zum Pazifik und wie gestern ging ich den Embarcardero entlang. Diesmal jedoch mit dem Ziel einer Hop-On-Hop-Off Haltestelle, die mir aufgefallen war und die nach weniger als einer halben Stunde schnell erreicht war. Auf dem Weg dorthin fiel mir ein kleiner Markt auf, der am Vortag noch nicht aufgebaut war, wobei man sagen muss, dass die Stände charmant aber nicht sonderlich anders als in Deutschland waren. Dennoch, wenn man beispielsweise mit der Familie San Francisco besuchen würde, sicherlich ein nettes Ausflugsziel für das Frühstück.

Weiter ging es für mich auf der Promenade entlang zur Haltestelle. Pünktlich zu meinem Eintreffen hielt ein Bus und wie sich zwei Stationen weiter zeigte, stieg ich genau richtig ein. Ich erwischte die vorletzte Haltestelle, bevor die Rundfahrt wieder an ihren Start ging. Während der Bus bei meinem Einstieg nur zur Hälfte gefüllt war, drängte sich am originären Startpunkt bereits eine Schlange an Menschen, die ebenfalls mitfahren wollten.

An dieser Stelle kann ich bereits sagen, dass dies zu Recht der Fall war. Mein erster Eindruck von San Francisco wurde an diesem zweiten Tag nicht nur bestätigt, sondern deutlich verstärkt. Verschiedene Personen meinten bereits im Vorfeld zu mir, dass es eine tolle und schöne Stadt sein und dies kann ich nur bestätigen. War Manhatten, das ich während meiner Zeit vor dem New York Marathon mit Stadtrundfahrt, Blick über den Dächer und Hafenrundfahrt mehrere Tage erkundete so etwas wie ein Großstadt auf Steroiden, die ihre Muskeln spielen ließ, empfand ich San Francisco eher wie eine zarte Schönheit mit vielen Facetten.

Die Stadt, die auf über 40 Hügeln errichtet ist, und in der Vergangenheit verschiedenen Erdbeben und Feuern strotzen musste, ließ in mir echte Vorfreude auf den anstehenden San Francisco Marathon aufkommen und zeigte sich mit Wolkenkratzern, bunten mehrstöckigen Häusern, steilen Straßen und großen Parks von vielen verschiedenen Seiten, die sich mit so einer hohen Frequenz abwechselten, dass es in jedem Fall beeindruckend war.

Darüber hinaus bietet San Francisco natürlich auch einmalige Eindrücke wie die Filbert Street mit über 30 Grad Steigung oder die Golden Gate Bridge, die noch immer eine, wenn auch nicht die längste Hängebrücke der Welt ist. Leider war bei meiner Fahrt über die Brücke von selbiger nicht viel zu sehen. Der dichte Nebel, der am Morgen auch einige der Hochhausspitzen umgarnt hatte, schloss praktisch die gesamte Brücke ein und ich fürchte, dass auch ich beim morgen Rennen nicht viel von der Konstruktion zu sehen bekomme.

Hummerbrötchen, Videospiele und die hohe See

Zurück am Startpunkt entschied ich mich dieses Mal für ein Krabbenbrötchen, oder besser gesagt der Hummervariante. Klingt nicht nur dekadent, sondern kostete auch doppelt so viel wie ein ganzes Menu am Vortag. Die Portion war in jedem Fall groß, aber ich würde San Francisco Besuchern, die etwas mehr Zeit haben, vermutlich zu einem richtigen Essen in einem der zahlreichen Fischrestaurants im Pier-Bereich raten, die ihre Ware angeblich fangfrisch zum Teil direkt von vor der Haustür bekommen sollen.

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Doch Dank des Brötchens verirrte ich mich in mein ungeplantes Tageshighlight, denn unmittelbar vor der Parkbank, auf der ich saß, befand sich der unscheinbare Eingang zum Musée Mécanique, das im Untertitel antike Arcade-Automaten versprach. Zunächst Begriff ich nicht so richtig, wohin ich dort geraten war. Entgegen meiner Erwartung gab es keine Kasse am Eingang. Man trat mitten in eine Halle, in deren Eingang ein paar ältere Automaten aufgebaut waren, die offenbar einst mit 25-Cent-Münzen gefüttert wurden.

Nachdem ich durch den kleinen Vorbereich in den Hauptbereich der Halle gelangte, begann ich zu verstehen. Überall waren verschiedenste Automaten und Geräte aufgestellt, um die sich Leute versammelten… und diese benutzten! Das war der Clou. Das Museum finanzierte sich nicht nur Eintrittsgelder, sondern wie Spielhallen, die es vor meiner Zeit gab, von der Nutzung durch die Besucher. Ich tauschte 20 Dollar in 25-Cent-Münzen, die in der folgenden Stunde auch fast alle von mir verbraucht werden sollten.

Von der Wahrsagerpuppe über mechanische Puppenspiele bis hin zu mechanischen Spielen, die zum Teil fast 100 Jahre alt waren, sowie diversen Arcadespielen aus den goldenen Spielhallenzeiten war die Halle voll mit verschiedensten Gerätschaften, die in mir wie in einem kleinen Kind Freude aufkommen ließen. Dazu muss ich sagen, dass Videospiele eine kleine Passion sind, der ich heutzutage nicht mehr ganz so hingebungsvoll nachgehen kann. Dennoch sind diese noch heute ein wichtiger Teil meines Lebens und zumindest unterwegs höre ich mehr Podcast zum Thema Videospiele als zu jedem anderen Thema, auch wenn man selbst nicht mehr viel davon selbst in die Hände nimmt.

Den Grundstein dafür legte vermutlich mein erster Kontakt mit dem Polyplay. Dies war der einzige Arcade-Automat in der DDR, den ich als kleiner Junge mit gerade einmal sechs Jahren während eines Familienurlaubes auf der Insel Rügen kennenlernte. Der Automat bot insgesamt acht Spiele und im Hotel, in dem ich mit meiner Familie war, gab es eine Reihe von den Geräten, die mit 50 Pfenning gefüttert werden wollten. An das Spielen an die Automaten hatte ich Jahre später praktisch mehr Erinnerungen als an den gesamten restlichen, zweiwöchigen Urlaub. Ganz so wird es mir nach dem San Francisco Marathon nicht ergehen, aber die Entdeckung dieses kleinen Museums war für mich dennoch, wie schon angesprochen, ein Highlight dieser Reise. Ähnlich wie damals der Besuch des Schwarzenegger-Museums vor dem Graz Marathon 2018.

Anschließend entschloss ich mich noch spontan für eine Fahrt durch die Bucht, die diesmal unter der Golden Gate Brücke entlangführte und noch einmal ein wenig näher an die Insel Alcatraz brachte. Diesmal konnte ich auch einige der Pelikane sehen, die der Grund dafür waren, dass die ersten spanischen Siedler die Insel „Isla de los Alcatraces“ (Insel der Pelikane) nannten. Damit war der Tag auch bereits fast vorüber und während ich die Frühe Startzeit des Marathons am nächsten Morgen im Kopf hatte und mich zurück in Richtung Hotel begab, war die Stadt gefühlt noch stärker mit Touristen gefüllt.

Ich selbst holte mir noch ein paar Kekse und andere Kleinigkeiten zu essen, um die Kohlenhydratspeicher für den nächsten Tag zu füllen, und bereitete alles für den nächsten Tag vor. Der Start des Marathons sollte nur einen Steinwurf von meinem Hotel entfernt sein, wovon man weniger als 12 Stunden vor dem Start noch absolut nichts mitbekam, was in der Vergangenheit aber offenbar genauso gewesen sein soll. Besonders beruhigend war dies für mich jedenfalls nicht, aber nach vielfacher Überprüfung, die immer wieder zum gleichen Ergebnis führte, verließ ich mich auf die gegebenen Informationen. Mit gefülltem Magen legte ich mich ins Bett und freute mich auf den San Francisco Marathon 2019.

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Startnummer und Laufsachen liegen für den San Francisco Marathon 2019 bereit.

Frank

3 Kommentar zu “San Francisco Marathon 2019: Zeit für Seeing

    1. Ich unterstütze auf Patreon ThePod und StayForever und höre andere Sachen (sehr) unregelmäßig. Hör ja auch nicht nur Spielepodcasts…

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