Winter is coming: In den letzten Tagen wurden die Medien nicht müde vor dem drohenden Schnee-Chaos zu warnen, das ab dem 07. Februar 2021 über Teile Deutschlands hineinbrechen sollte. Nachdem es bereits eine Woche zuvor die Möglichkeit gab, den langen Nüchternlauf im Schnee zu absolvieren, sollte die Natur über Nacht zu einer weißen Winterlaufstrecke werden. Ich selbst freute mich nach dem schneefreien Winter des Vorjahres auf die weiße Pracht. Letztendlich war das Laufen im Schneesturm teilweise grenzwertig.
Tag, Nacht, Schnee: Die drei Zustände einer Laufstrecke
Selbst wenn man sich als Läufer um größtmögliche Abwechslung bemüht, ist die Anzahl an Laufstrecken, die vor der eigenen Haustür beginnen, begrenzt. Nach inzwischen bald fünf Jahren im eigenen Haus erfreue ich mich zwar immer noch tagtäglich im Rahmen von Spaziergängen an der Landschaft in meinem unmittelbaren Nahbereich. Ich kenne aber auch jeden Pfad wie meine Westentasche.
Das hat Vorteile, wenn es um die spontane Planung der Laufstrecke geht. Ohne Podcasts oder Hörbücher auf den Ohren wären aber vor allem die langen Nüchternläufe so manches Mal zu zähen Ausflügen geworden. Nach ein paar Jahren hat man sich vielleicht nicht satt gesehen, aber zumindest alles einmal kennengelernt. Zumindest was die Tagesläufe betrifft.
Für mich kann eine Laufstrecke drei Zustände haben. Helligkeit am Tage ist der Zustand, den wir alle vermutlich am häufigsten beim Lauftraining erleben. Natürlich ist ein schöner Sommertag etwas anderes als ein regnerischer Herbstnachmittag. Doch das Erlebnis verändert sich für mich nicht grundlegend. Etwas anderes ist das Laufen in der Dunkelheit. Ich mag die Ausflüge in den dunklen Stunden, wenn die Stirnlampe mir einen kegelförmigen Bereich vor meinen Füßen erhellt und ich im besten Fall unterm Sternenhimmel laufen kann.
Der dritte Zustand, den eine Laufstrecke für mich haben kann, ist Schnee. Ich liebe es, im Schnee zu laufen, wie ich bereits vor fast genau zwei Jahren an dieser Stelle feststellte. Umso enttäuschender war es für mich, dass der Winter 2019/2020 zumindest vor meiner Haustür keine weiße Schneedecke herbeizauberte. Dieses Jahr sollte es anders werden.
Corona, Schnee-Chaos und Trump
Das Jahr begann in Sachen Schnee fast schon enttäuschend. Nur ab einer gewissen Höhe über dem Meeresspiegel blieben weiße Flocken liegen. Im Februar 2021 nahm Mutter Natur sich aber offenbar vor, alles besser zu machen. Bereits in der letzten Januarwoche wurden die verregneten Tage dank Minusgraden von weißem Schneefall abgelöst. Der 31. Januar erlaubte ein klassisches Laufen im Schnee. Die Wege waren zum Teil geräumt. Ein paar Flächen waren vereist, aber insgesamt gab es die von mir so geliebte Laufmeditation in der weißen Landschaft.





Eine Woche später, pünktlich zu meiner langen Nüchternlaufeinheit, brach der stärkste Schneefall der letzten Jahre über Teile Deutschlands hinein. Wie schon einleitend betont, überschlugen sich die Medien mit einer Mix aus Freude über die Corona-Abwechslung, Vergleichen mit diversen Top-Listen der stärksten Wintereinbrüche und Unwetterwarnungen vor starkem Schneefall.
Die Bild lobte sogar am Abend zuvor 1000 Euro für Einsendungen von Bildern und Videos eines möglichen Schneechaos aus. Endlich mal ein anderes Thema als das Virus. Es passiert offensichtlich sonst nichts auf der Welt, seitdem Donald Trump der Twitter-Account weggenommen wurde.
Laufen durch den kalten Wüstensand
Nachdem am Abend noch keine einzige Flocke vom Himmel gefallen war, hatte es ein Gefühl von Weihnachten, ins Bett zu gehen. Morgen würde es soweit sein. Der Blick aus dem Fenster, nachdem der Wecker geklingelt hatte, erfüllte meine Erwartungen. Eine weiße Schneedecke hatte die Straßen vereinnahmt, wobei ich nach den Nachrichten der letzten Tage deutlich mehr erwartet hätte. Unter dem Begriff Schneechaos würde zumindest ich etwas anderes subsumieren. Es lag einfach mal mehr als nur eine zarte Puderschicht auf dem Boden.
Als deutlich größere Herausforderung sollte sich der Wind herausstellen. In Kombination mit knapp 6 Grad im Minusbereich und einem durchgehenden Schneefall gab es Bereiche, in denen keine Flocken liegen blieb. Auf anderen Teilen der Strecke hatten sich dagegen tatsächlich einige zusätzliche Zentimeter aufgetürmt. Das Laufen wurde mehr zum Staksen.



Darüber hinaus betrat ich auf dem Großteil der heutigen Laufstrecke offensichtliches Schnee-Neuland. Anstatt in ausgetretenen Faden meinen Weg zu suchen, versanken eine Vielzahl der Schritte im Sand. So zumindest stelle ich mir das Laufen in der Wüste vor. Auch wenn die Temperaturen mich beständig daran erinnerten, durch den norddeutschen Winter zu laufen.
Trockene Füße dank Salomon
Während die Kapuze meines Pullis vom Schweiß und Schneefall feucht und durch die Temperaturen gefroren wurde, blieben meine Füße angenehm trocken. Nachdem ich bisher stets in Straßenschuhen meine Läufe absolvierte, kaufte ich mir – auch im Hinblick auf den Schweriner Seen Trail 2021, der vermutlich ausfallen wird – nach den Eindrücken der letzten Woche mein erstes Trail-Laufschuhpaar.
Zugegeben hätte ich dieses gerne im Laden anprobiert und mich beraten lassen. Doch die Möglichkeit dazu wird voraussichtlich noch ein wenig auf sich warten lassen. Also bestellte ich mehr oder weniger spontan ein Salomon Speedcross 4 Modell. Die Schuhe versprachen nicht nur dank den Stollen einen verbesserten Halt, sondern waren auch wasserabweisend.

Nachdem ich die Lieferung erste für Mitte Februar erwartet hatte, war der Erhalt am Tag vor dem Wintereinbruch eine erfreuliche Überraschung. Ein kurzer, kritischer Probelauf im Wohnzimmer versicherte mir, dass die Schuhe zumindest keine offensichtlichen Probleme bereiten würden. Ich freute mich auf die Einheit am nächsten Morgen.
Ich glaube nicht, dass ich bei der zeitweise doch recht hohen Schneedecke heute mit trockenen Füßen nach Haus gekommen wäre, so dass zumindest der erste Lauf sehr zufriedenstellend war. Ob ich die Trailschuhe auch bei trockenem Wetter auspacken werde, weiß ich noch nicht. Das phasenweise Laufen auf festen Untergrund war zugegeben ungewohnt und generell sind die Waldwege auf meinen Strecken ausgelatscht genug, dass man diese problemlos mit Straßenschuhen bewältigen kann. Doch die nächste Einheit bei Regenwetter wird fraglos kommen, so dass ich mein Schuhrepertoire und meinen Laufhorizont mal wieder erweitert habe. Von mir aus darf auch noch der Schnee auch länger liegenbleiben.